Samstag, 26. Juli 2014

Home sweet home


Heute abend sind wir in Würzburg eingetroffen und das Abenteuer ist zuende.

Und so ist unsere Route - grob - letztendlich verlaufen:


Wer hätte gedacht, dass das kleine Auto diese große Fahrt übersteht. Es ächzt und stöhnt zwar und hinkt auch seit ein paar Tagen - irgendwas ist nun mit den Stoßdämpfern passiert; aber es hat nicht aufgegeben :)


Noch ein paar Fun facts für alle Zahlenfreunde:
  • 90 Tage gereist
  • 12.437 Kilometer gefahren
  • 11 Länder bereist (mehr oder weniger; Transnistrien, Österreich und Deutschland zählen nicht)
  • 347 Kilometer gewandert (mindestens!)
  • 13,07 € pro Person und Tag ausgegeben

Schön wars!! :) Danke fürs lesen!


 

Donnerstag, 24. Juli 2014

Soča, Slowenien

Wir haben unsere letzten zwei Tage in Slowenien an der Soča verbracht. Man weiß wohl nicht ganz genau, wieso der Fluss so wunderschön grün ist, aber es ist unglaublich toll. Paul und Mama waren hier vor ein paar Jahren schon mal zusammen Wildwasser paddeln.

Wir nähern uns langsam wieder der Zivilisation. Zum ersten Mal sind wir auf einem  Campingplatz untergekommen. Hier gibt es heiße Duschen! Die letzte richtige Dusche hatten wir in Tbilisi ;) außerdem hat Paul heute Geburtstag und wir gehen heute abend zur Feier des Tages essen. Zur Feier des Geburtstags - und des letzten Reisetages. Morgen früh düsen wir los Richtung Würzburg.

Dienstag, 22. Juli 2014

Auf Kaffee

Während ich zuhause eigentlich jeden Tag und anscheinend nicht zu wenig Kaffee trinke, ist das hier eher unregelmäßig und mit dem für mich erstaunlichen Effekt, dass ich nach mehrtägiger Abstinenz dann manchmal nachts nicht einschlafen kann bzw. einfach überhaupt nicht müde bin. (Ich hoffe zumindest, es ist der Kaffee und nichts anderes, vielleicht gar altersbedingtes, das nie mehr weggeht. Neulich war ich auch mal ab vier Uhr morgens wach und konnte nicht mehr schlafen. Sowas ist mir wirklich sehr fremd und etwas unheimlich.)

So auch jetzt, es ist gleich drei Uhr, ich habe schon ein halbes Buch Hunger Games gelesen und grade keine Lust mehr, aber was soll ich machen? Mmmh, kann ja mal ein paar Gedanken kanalisieren.

Am Freitag werden wir wieder in Würzburg ankommen, bzw. Paul und Gosia sofort noch weiterfahren. Mitte August geht es für die beiden schon nach Island - wandern ;) - und von dort nach Kanada für ein Jahr work&travel, und danach wieder solange reisen (Südamerika) wie das Geld reicht. Und das ist erstaunlich lange, wenn man so unterwegs ist wie wir grad. Die beiden haben also nicht mal drei Wochen in Deutschland und Polen, bevor es für unbestimmte, aber wieder lange Zeit weiter in die Ferne geht.

Aber ich muss sagen, ich freu mich sehr auf zuhause. Diese Reise war toll und Freiheit pur, keine einzige schlimme Sache ist uns passiert (toi toi toi für die letzten drei Tage); stattdessen haben wir genau die Erfahrungen machen können, auf die wir gesetzt haben, und haben Hilfe bekommen, wenn wir sie brauchten.
Zur Abwechslung hatte ich mal keine Pläne für in drei Wochen oder irgendeinen Tag im voraus in Gedanken durchorganisiert, etwas, das Zuhause unvorstellbar ist. Das kann ich da nicht. Schon jetzt bin ich mit dem halben Hirn wieder in Deutschland, hab ein halbes Dutzend Verabredungen und Termine gemacht und überlege schon, wo ich da meine Sporteinheiten noch reinquetschen kann.
Aber ja, trotzdem, auch darauf freu ich mich sehr, auf meinen Alltag, viele viele Kleinigkeiten, das Pferdchen, mein Fahrrad, meine Wohnung; sogar auf die Arbeit, viele Kollegen, und natürlich Freunde. Und so froh ich vor drei Monaten war, eine Pause zu haben und in diese Freiheit losfahren zu können, so froh und dankbar bin ich, dass ich einen Alltag und ein Leben habe, das ich sehr mag und zu dem ich so gerne zurückkomme. Das ist mir die letzten Wochen und Tage immer mehr bewusst geworden.

... und so bin ich gar nicht traurig, dass ich den verrückten Weltenbummlern gar nicht weiter folgen kann. Wir haben allerdings schon darüber gesprochen, nächsten Sommer in Kanada zusammen die Bären aufzuscheuchen. :)

PS. anbei, weil es ziemlich kurz gekommen ist, ein Reise-Alltagsfoto, ganz frisch von heute abend. Viele Grüße aus Slowenien.

Montag, 21. Juli 2014

Serbien und Kroatien

18.-21.7.

Freitag cruisten wir von Rumänien nach Serbien und überquerten dabei mal wieder die Donau (von Bulgarien nach Rumänien auch schon). Dieser Fluss ist überall! Dann ging es ein Stück an den sogenannten Iron Gates entlang; hier wird die Donau zwischen riesigen Bergmassiven hindurchgequetscht. Paul dozierte aus dem Reiseführer, dass sie hier so tief ist wie kein anderer Fluss der Welt - bis zu 82 Meter. 

Da wir am Samstag ja nicht fahren und nur rumliegen, sonnenbaden und essen wollten - wir hatten alles mögliche zum grillen gekauft -, waren wir mit dem Zeltplatz wählerisch, und plötzlich war es schon ganz schön spät, wir waren irgendwo in Serbien Richtung Belgrad (wo genau mal wieder nur grob erratbar) und hatten immernoch keinen Schlafplatz.

Wir verabschiedeten uns langsam von der Idee, am nächsten Tag nicht im Auto zu sitzen, hauptsache jetzt irgendwo schlafen; fuhren einfach mal in einem Dorf rechts rein und am Fluss lang, den ein Zaun von der Straße trennte, und auf ein alleinstehendes Wohnhaus zu, vor dem ein älterer Mann Heu wendete, und fragten, ob wir über den Zaun an den Fluss runter und eine Nacht da zelten dürfen.
Der Mann sagte, da unten seien seine Schafe, aber sonst dürften wir überall zelten; er war gradezu entzückt, zeigte uns das ganze Grundstück, und vorm Zelt aufbauen mussten wir zuerst mal Schnaps trinken kommen. Zu Schnaps isst man Käse und Salat, den machte seine Frau, und dann konnten wir grad noch die angebotenen Zimmer ablehnen. Serbisch ist ein bisschen ähnlich wie polnisch und so kamen wir mit Gosia als Übersetzer ganz gut klar. Der Mann heißt Stevan und war offenbar schwer verliebt in Paul ("Pawel") und am nächsten Tag sind wir den ganzen Tag geblieben, wurden wieder zu Frühstück, Mittagessen und Abendbrot eingeladen, lagen den Rest des Tages wie geplant am Fluss, haben Hefebrote ausgebacken und Kinder und Enkel der beiden kennen gelernt.

Sonntag vormittag haben wir uns herzlich verabschiedet (Stevan war leider nicht mehr da fürs Abschiedsfoto), sind für eine Stippvisite nach Belgrad und später weiter nach Kroatien bis ca. 70 km vor Zagreb. Schön wars in Serbien :)

Letzte Nacht haben wir mitten im Wald gezeltet und heute morgen hat es kurz, aber heftig geregnet; der gestern noch ok gewesene Waldweg hat sich in fünf Minuten in eine Lehmrutschbahn verwandelt und zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir ein Problem gehabt, wieder dort wegzukommen, wo wir reingefahren sind. Es waren vielleicht 200 Meter, die wir auf dem Lehm fahren mussten, aber bergauf. Von selbst wollte das Auto keinen Meter vor; höchstens mal seitwärts. Schieben helfen war schwer, weil man beim gegen-das-auto-lehnen eher selbst nach hinten gerutscht ist; und lenken konnte man ganz vergessen. 

Naja, mit etwas Gewalt, zwei Isomatten, die wir immer wieder unter die Reifen gelegt haben, und zwei Kroaten, die Gosia aus einem Weinberg zu Hilfe geholt hat, haben wir es nach einer Stunde doch geschafft. Wieder keine Fotos; sorry.

Jetzt sitzen wir in Zagreb im Café. Wer genau hinsieht, findet immernoch Lehmflecken auf jedem von uns. Wir werden langsam sehr knapp mit sauberen Klamotten und sind bestimmt die stinkigsten Touristen in der Stadt; aber waschen lohnt jetzt auch nicht mehr.

Freitag, 18. Juli 2014

Sighişoara, Biertan, Sibiu, Transsilvanien, Rumänien

16./17.7.

Wir sind die letzten Tage durch Siebenbürgen (=Transsilvanien) gecruist und haben uns alte sächsische Städte und Wehrkirchen angeguckt. Sighişoara (=Schässburg), Biertan (=Bierthälm) und Sibiu (=Hermannstadt) sind hübsche kleine Städte bzw. Städtchen und auch die Dörfer, durch die wir gefahren sind, sind schön: kleine ganz bunte Häuser.
Grade ist überall Heuernte, das heißt es gibt viele Wiesen für uns zum drauf zelten und auf den Straßen viele überdimensionale Pferdefuhrwerke, die das Heu nach Hause fahren. Wir haben im vorbeifahren mal versucht ein Foto zu machen; das Resultat ist nicht so toll, aber stellt euch einfach vorn das ganze Pferd vor. ;)

In Sighişoara wurde übrigens Vlad Tepes geboren, das historische Vorbild für Dracula. Der ist hier natürlich allgegenwärtig. Bram Stokers Buch kann ich allerdings leider nicht so empfehlen. Alas! Der Leser des 21. Jahrhunderts erwartet wirklich etwas mehr Blutvergießen.

Jetzt sind wir auf dem Weg nach Serbien. Morgen hat Gosia Geburtstag und wir wollen den Tag faul in der Sonne liegen.

Mittwoch, 16. Juli 2014

We ♥ The White Dirt

Es ist wirklich nicht so, dass wir versuchen, so viele schlimme Pisten wie möglich zu fahren. Aber sie finden uns trotzdem. Und es ist noch nicht genug gewürdigt worden, was für ein tolles Pistenbezwingerauto wir haben. Es gibt wirklich wenig Straßen, die wir es nicht langschicken, und diese alte Bergziege schafft sie alle. EAT THIS, FOURWHEELDRIVE! You can't compete with the White Dirt!

Leider sind wir sehr schlecht darin, diese Situationen zu dokumentieren, denn meistens sind wir stark mit einfach durchkommen beschäftigt und denken nicht ans Fotos machen. Heute zum Beispiel erkannte das GPS einen Feldweg als Straße und so landeten wir auf einer etwa drei Kilometer langen Sand-Lehm-Bahn hoch und runter über ein paar Hügel. Immerhin keine Steine, die uns was abreißen können; dafür aber canyonmäßige Gräben mitten auf dem Weg, die das Regenwasser gegraben hat, zum Teil mindestens 40 Zentimeter tief und einen halben Meter breit. Wenn man da mit einer Autoseite reinrutscht - und rutschen geht gut auf Sand und Lehm-, kann man wahrscheinlich erstmal einen Traktor organisieren, der einen wieder raushievt.

Ab und zu gabs auch ein mehrere Meter langes Matschloch zum durchsliden und hoffentlich nicht mittendrin stecken bleiben.

Wenn man solche Straßen fährt, schwankt man im Rausch des Adrenalin zwischen Angstschweiß, wildem Wahnsinn und dem Wunsch, sofort und für immer auf Rallyefahrer umzuschulen. Yeehaw! Paul sagte heute beim Matschloch-Slide, es fühle sich an, als reitet man ein Pferd und das fängt auf einmal an, in jede Richtung auszutreten. Ich weiß zwar nicht, woher er das weiß - ich bin gefahren, und er reitet nicht -, aber es stimmt.

Auf jeden Fall bin ich sehr stolz auf mein kleines Auto. Ich gebe zu, wir haben einen Vorteil; der TÜV läuft im August ab und wir haben keine Angst vor Kratzern, Beulen, umgeknickten Antennen, verbogenen Stoßstangen oder abgerissenen Bodenblechen. Trotzdem frage ich mich: Wer braucht schon ein SUV, wenn er einen Golf haben kann! ♥

Dienstag, 15. Juli 2014

Făgăraş Mountains, Karpaten, Rumänien

... oder wie wir FAST den höchsten Berg Rumäniens bestiegen hätten!

10.-14.7.

Das Wandertief in Georgien war zwar erst eine Woche her, aber hey, hier ist jetzt Rumänien, und die Făgăraş-Berge, die höchsten in Rumänien, und die verlaufen ziemlich grade von Osten nach Westen und wenn man oben ist, kann man tagelang auf über 2000 Metern auf dem Kamm entlang wandern, ohne wieder ins Tal zu müssen, und außerdem wird es spannend, weil es schwierige Abschnitte gibt; steile Felsen, die man hoch oder runter muss, oder tiefe Abgründe neben dem schmalen Pfad, oder beides. Diese Abschnitte sind mit Ketten oder Stahlseilen gesichert und es muss laut Beschreibungen die eine oder andere Basic-Klettertechnik angewendet werden. Genug Gründe, uns frisch zu motivieren. Das macht bestimmt Spaß! Hurra!

Bisher hatten wir ja immer Glück mit dem Wetter; grundsätzlich während der gesamten Reise, aber besonders, wenn wir ein paar Tage am Stück in den Bergen waren. Wir sind nie wirklich nass geworden oder in Nebel geraten oder irgendwas. Das konnte natürlich so nicht bleiben. Sonst kriegt man noch den Eindruck, in den Bergen scheint immer die Sonne, das Wetter ist beständig und man hat stets wunderbare Ausblicke. Von wegen!

Donnerstag letzte Woche brachen wir bei schönem Sonnenschein auf und entgegen unseren Befürchtungen, dass es bis zu zehn Stunden auf den Kamm dauern könnte, waren wir nach knapp 6 Stunden oben (1500 Höhenmeter!) und hatten zwischendurch sogar Zeit für Fotoposing in den Rhododendronfeldern.

In regelmäßigen Abständen gibt es auf dem Kamm Refuges, kleine ganz spärlich eingerichtete Hütten, wo vielleicht 12 Schlafplätze und sonst nix drin ist. Alle die wir gesehen haben sind nicht wirklich einladend bzw. zum Teil wirklich eher eklig gewesen, aber die sind ja auch eher für den Notfall. Neben so einem Refuge haben wir am ersten Tag unser Zelt aufgeschlagen und die Hütte selbst nur zum kochen benutzt.

Pünktlich nach dem Zeltaufbau fing es an zu regnen, dann zu hageln und zu gewittern. Das war eine sehr schöne Nacht, mitten auf dem Berg und das Gewitter irgendwo ganz nah...
Am nächsten Morgen hat es zwar nicht mehr gewittert, aber den ganzen Tag stark geregnet, und wir waren von Wolken und Nebel umgeben und konnten zum Teil bloß ein paar Meter weit sehen. Was willste da rumwandern! Wir haben befürchtet, dass die paar Klamotten, die wir dabei hatten, nass werden. Das wäre schlecht. Wir haben also auf Schlafmodus geschaltet und den ganzen Tag im Zelt verpennt (Paul und ich können das sehr gut mit dem Schlafmodus), was auch eher so semi-gemütlich war; das Zelt ist zwar dicht und wir spannen oft noch eine extra-Plane drüber, so dass es wärmer ist und auch die Rucksäcke drunter passen; aber es war trotzdem ziemlich kalt und ich hatte ungefähr 24 Stunden am Stück kalte Füße. Meh! :(

Unser Plan war, dass das Wetter am nächsten Morgen - Samstag - gut ist und wir um 6 aufstehen und losgehen. Um 6 hat es geregnet und man hat nichts gesehen und so haben wir bis um 12 weiter geschlafen und sind dann mal in die Hütte rüber, um zu frühstücken und ein bisschen dumm aus der Wäsche zu gucken.
Was tun? Noch einen ganzen Tag verschlafen, und unser halbes Essen während dem Nichtstun aufessen?
Irgendwann kam eine Gruppe von sechs Tschechen in die Hütte, um Pause zu machen. Als die wieder los sind, konnten wir uns endlich motivieren, wenigstens ein Stück zu laufen. Nach fast 48 Stunden haben wir also unser Regenlager abgebrochen und sind zwei Stunden zur nächsten Hütte gewandert. Und es war auch nicht so schlimm. Man war zwar nass, aber wenigstens mal wieder richtig warm und kommt sich nicht so blöd vor ;)

Bei der nächsten Hütte trafen wir die Tschechen wieder und weil nirgendwo ein grader Fleck fürs Zelt zu finden waren, haben wir uns letztendlich mit ihnen in die kleine Hütte gequetscht. Die Hütte lag genau unterhalb vom Mount Moldoveanu, mit 2544 Metern dem höchsten Berg in Rumänien.
Am nächsten Morgen war es immer noch neblig, aber kein Regen. Nach einem steilen Anstieg gab es einen Wegweiser; zur Spitze des Moldoveanu ging es noch 15 Minuten ab von unserem Weg. Auf dem Bild unten, wo ich in Nebel und Wind posiere, seht ihr den Moment, in dem wir entschieden haben, dass diese halbe Stunde extra für fünf Meter Sicht sich heute nicht lohnen, nur um tatsächlich auf dem höchsten Gipfel gestanden zu haben. Aber FAST waren wir da ;)

...und eine halbe Stunde später klarte es auf, und wurde ein schöner Tag. Wir haben ein großes Stück geschafft, hatten tolle Aussichten, spannende Wegstrecken und abends einen tollen Camping-Spot an einem kleinen See.

Montag, unser fünfter Tag, fing mit Sonne an; das Wetter wurde dann aber wieder schlechter, und der Weg schwieriger. Die ersten Abschnitte mit Ketten und Seilen kamen; und das machte mir zwar wirklich Spaß, aber ich war kräftemäßig auch ganz schön am Ende. Mittags waren wir, mittlerweile wieder im Regen und ohne Sicht, vor dem schwierigen, aber eben auch spannenden Wegstück angekommen, und ich wollte nicht drüber - zumindest nicht heute mit dem großen Rucksack -, und Gosia, die Höhenangst hat, wenn es sehr steil wird, hatte schon bei den vorigen leichteren Kletterpartien Probleme und wollte auch nicht. Genau vor dem Stück sind wir stattdessen also wieder nach unten.
Schade. Aber ich glaube, dass man - oder wir, als Kletterlaien und ohne Ahnung, was genau da auf uns zu kommt - sowas nur an einem guten Tag machen sollte. Und den hatte ich nicht.

Also zurück zum Auto!  Da wir nicht wussten, wie weit wir auf dem Kamm wandern und wo wir letztendlich rauskommen, war unser Plan: irgendwo runter und dann einfach zurück zum Auto trampen. Das Auto stand im Ferienkomplex Sambăta direkt am Fuß der Berge, laut GPS 70 Kilometer von da, wo wir auf die Straße kamen, und vor allem auf der anderen Seite der Berge. Es gibt eine Straße durch das Gebirge, die Transfăgăras-Route; allerdings stellte sich heraus, dass hier hauptsächlich Touristen-Familien mit vollen Autos entlang kommen. Nach drei Stunden erfolglosem an-der-Straße-stehen wollten wir schon aufgeben; aber dann haben wir doch noch eine Fahrt bis auf die andere Bergseite bekommen, und dann hat uns ein junges Pärchen in seinen Daewoo Matiz gequetscht (und unsere drei Rucksäcke!) und uns die Berge runter gefahren und dann sogar noch bestimmt 25 Kilometer weiter entgegen ihrer eigentlichen Fahrtrichtung. Dann war es fast zehn Uhr und dunkel, und die letzten 9 Kilometer mussten wir laufen, denn es wollte keiner mehr anhalten (verständlich). Aber das war nicht so schlimm, es war ein warmer Abend und ein heller Mond, zwei Dorfhunde haben uns die ganze Strecke begleitet, und um halb zwölf waren wir beim Auto, dem in unserer Abwesenheit auch nichts passiert ist.

Heute ist Dienstag, wir liegen auf einer abgemähten Wiese neben einem Bach, die Sonne scheint, wir humpeln ein bisschen wie verletzte Tiere durchs Gras und gucken in die Berge hoch. Da sind ein paar Wolken.

...und auch wenn das vielleicht nicht so klingt, es war trotzdem wunderbar und schön und ich bin ein sehr glückliches verletztes Tier :)

Donnerstag, 10. Juli 2014

Dienstag, 8. Juli 2014

Roadtripping Bulgarien/Rumänien

Wir kommen grad wieder in den entspannten Roadtripping-Modus, bei dem nicht viel passiert. Es ist auch irgendwie zu heiß für besondere Unternehmungen. Wir machen es wie die Wasserbüffel und schleppen uns von Wasserloch zu Wasserloch.
Sonntag sind wir durch Bulgarien gefahren, am späten Nachmittag in Rumänien angekommen und Montag waren wir in Bukarest. Da wären wir sowieso durchgefahren; viel zu sehen gab es aber nicht und besonders schön wars auch nicht, also sind wir wieder weiter.

Jetzt sind wir in Transsilvanien, in diesem Moment in Braşov. Der Legende nach sind die Kinder, die der Rattenfänger von Hameln in die Höhle gelockt hat, hier wieder herausgekommen. Es scheint also eine Wurmloch-Verbindung zu geben.

Passend zum Thema Transsilvanien lesen wir natürlich Bram Stokers 'Dracula'.

Samstag, 5. Juli 2014

Goodbye, Georgien!

Falls es nicht zwischen den Zeilen herauszulesen war: Georgien hat uns sehr, sehr gut gefallen. Es war wunderschön, besonders natürlich in den Bergen. Definitiv ein Land zum wiederkommen bzw. weiterempfehlen.

Nachdem wir genug gewandert sind, starten wir jetzt wieder unsere andere
Hauptdisziplin: Autofahren!
Next stop: Bukarest. Mal sehen, wie schnell wir da hinkommen.

(Nachtrag: das hier habe ich Freitag früh geschrieben. Dann habe ich aber bis eben kein wlan gehabt um es zu senden. Wir sind Freitag mittag wieder von Georgien in die Türkei eingereist und schon fast durch; machen grad Pause in Edinet und nachher fahren wir noch nach Bulgarien. Europa hat uns also schon wieder ;)  )

Mestia und Mazeri, Svanetien, Georgien

1.-3.7.

Dienstag nachmittag sind wir entspannt in Mestia angekommen; obwohl ganz schön weit draußen bzw. weit oben in den Bergen, gibt es eine richtige Straße, und so konnten wir selbst mit dem Auto anreisen. Mein kleiner Golf im echten Kaukasus! :)

Mestia selbst ist relativ touristisch und dient als Ausgangspunkt für Wanderungen oder Ausflüge in die Gegend. Beliebt ist zb ein Track, der bis ins knapp 50 Kilometer entfernte Ushguli führt; der dauert aber wieder 3 bis 4 Tage, und dann muss man sich für viel Geld wieder im Jeep zurückfahren lassen; das wollten wir diesmal nicht.
Stattdessen sind wir wieder 20 Kilometer zurück gefahren und haben ein kleines Dorf namens Mazeri zu unserem Ausgangspunkt gemacht. Hier wollten wir Mittwoch zu einer entspannten Zwei-Tages-Tour aufbrechen; nur über den Pass und keine 10 Kilometer zu ein paar Seen, und am nächsten Tag zurück.

"Nur" über den Pass, hahaha! Die erste Pause haben wir diesmal schon nach einer halben Stunde gemacht und bald war klar, dass wir uns das mit den vielen Höhenmetern auf den ersten wenigen Kilometern nicht so richtig überlegt hatten. Und bei sowas ist wandern dann irgendwie auch Kopfsache; wenn man auf entspannt eingestellt ist und dann kommt sowas, dann steckt man das deutlich schlechter weg, als wenn man sich von vornherein auf Anstrengung einstelllt.
Gosia und ich waren auf jeden Fall an dem Tag am Ende unserer Möglichkeiten angekommen und sehr bescheiden haben wir beschlossen, Seen Seen sein zu lassen, so hoch wie möglich zu kommen, da zu campen und am nächsten Tag einfach wieder runterzukugeln.

Bei der ersten Gelegenheit - wohlgemerkt immerhin nach 5 Stunden immer aufwärts!  - haben wir die Rucksäcke von uns geworfen und wollten nicht mehr aufstehen. Wie weit es bis ganz oben auf den Pass noch wäre, war uns egal.

Paul ist später aber noch ein Stück hoch und hat dabei gemerkt,  dass wir wirklich nur ganz knapp unterhalb angehalten haben - und dass es ganz oben viel schöner ist. Also haben wir doch noch mal aufgesattelt und sind die letzten 150 Meter hochgeklettert.

Für die Ausblicke hat sich das auf jeden Fall gelohnt: Alpenpanoramen in alle Richtungen, es war echt toll.
Allerdings war klar, dass unser Wanderbedarf momentan wirklich gestillt ist.

Donnerstag sind wir wieder runter und haben unser Auto aus seinem Quartier abgeholt. Wir durften es in Mazeri nämlich im Hof bei einer Familie unterstellen, und sowas ist ja immer besser, als es einfach irgendwo am Wegrand zu lassen.
Trotz beschränkter Kommunikation war das wieder eine sehr herzliche Begegnung. Wir haben Brot und Käse geschenkt bekommen und als Gegen-Gabe ein Kuschelpferd für die kleine Tochter dagelassen; das hatte ich von meinen Kolleginnen als Maskottchen für die Reise bekommen und seitdem wohnte es in der Fahrertür. Ich glaube, hier ist es sehr gut aufgehoben.

Montag, 30. Juni 2014

Von Omalo nach Shatili, Tuschetien, Georgien

24.-29.6.

Da sind wir schon wieder - etwas früher als gedacht. Denn erstens hatten wir bestes Wetter und zweitens sind wir einfach krasse Power-Wanderer, und haben die 75 Kilometer mal eben in vier Tagen gerockt. Mit Pass-Überquerung und kiloweise Essen im Gepäck!

Aber langsam. Am Dienstag sind wir nach Omalo gefahren; dafür muss man von Tbilisi mit dem Bus nach Telavi und dann von da einen Jeep chartern, denn öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht in diese Gegend. Unser Auto haben wir in Tbilisi zurückgelassen - neben dem Parlament, wo den ganzen Tag Soldaten stehen und es ziemlich sicher sein sollte ;)

Abends um 7 kamen wir in Omalo an; mit dem Jeep hat es 4,5 Stunden für etwa 80 Kilometer gedauert.

Mittwoch sind wir also losgewandert. Die ersten 1,5 Tage ging es noch auf der Jeep-Piste entlang, bis auch die irgendwann zuende war und wir unserem Track gefolgt sind - wieder nicht markiert, aber diesmal zumindest fast immer gut erkennbar.

Bären waren hier kein Problem - wir waren eigentlich die ganze Zeit auf riesigen Bergweiden. Gefahr lauerte allerdings stattdessen in Form von kaukasischen Schäferhunden. Riesige Biester - wenn vier oder fünf davon bellend auf einen zu gelaufen kommen, ohne dass ein Schäfer in Sicht ist, kann es einem schon ganz anders werden. Aber die Hunde verstehen alle die Sprache fliegender Steine und so konnten wir sie immer rechtzeitig auf Abstand bringen.

Zwei, drei Kilometer entfernt verläuft fast parallel die Grenze zu Russland - genauer gesagt, Tschetschenien. Daher gibt's auch Border Police und Passkontrolle. Man bekam eine Art Passierschein, den man dann noch zwei mal vorzeigen musste. Mitten auf der Wiese steht da ein Zelt mit Feldbetten drin und ein halbes Dutzend Soldaten steht rum; die kontrollieren pro Tag vielleicht drei solche Scheine. Naja; immerhin wurde registriert, dass wir da sind; vielleicht fällt dann auch auf, falls wir unterwegs verloren gehen :)

Am Ende vom zweiten Tag kamen wir an einem der ganz wenigen Schilder vorbei,  das sagte, dass es noch 14,5 Kilometer bis zum Pass sind. Von Omalo waren es insgesamt 50 - wir hatten also schon ganz schön viel geschafft, und jetzt war der Ehrgeiz geweckt, am nächsten Tag schon über den Pass zu kommen. Unseren Informationen zufolge gab's nämlich von Shatili nur sonntags und donnerstags einen Bus nach Tbilisi, und der Sonntagsbus war auf einmal in Reichweite.

Derart motiviert, machten wir uns am dritten Tag - Freitag - auf den Weg. Und haben einen Adler fliegen sehen! :)
Allerdings haben wir doch länger gebraucht als gedacht. Hier und da mal kurz den Weg verloren und durch irgendeinen Canyon geklettert; dann mussten wir den Fluss überqueren, also Schuhe aus, durchlaufen, Schuhe wieder an... das hält alles auf. 

Außerdem haben wir nicht richtig nachgedacht und hatten vor, oben auf dem Pass unser Mittagessen abzuhalten. Es war aber schon ganz schön spät geworden - 16 Uhr, als wir uns an den Aufstieg machten -, und plötzlich merkte man, dass das Frühstück schon eine ganze Weile her war und das Energielevel auf Minimum. Aber das merkt man erst zu spät; Hunger wird beim wandern irgendwie hinten angestellt. Und dann gab's auch kein zurück.

Der Pass ist wie eine Mondlandschaft; eine riesige steile Geröllhalde, auf der ein winziger Trampelpfad im Zickzack nach oben führt. Pause machen geht hier nicht. Am Tag vorher hatten wir eine Gruppe Wanderer getroffen, die von der anderen Seite kamen, und uns kurz mit denen unterhalten; die hatten Wanderstöcke, und deren Wanderstockabdrücke auf dem Pass waren eine große Beruhigung. Die sind auch hier lang gekommen; das muss so.

Außerdem an dieser Stelle ein Loblied auf den Körper, diese Maschine, die sich plötzlich anschmeißen kann, nur weil der Kopf das will. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon mal so verausgabt habe. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, auszusteigen, aufzuhören, ich hätte es wahrscheinlich gemacht. Ich hätte auch ganz gerne einfach ein bisschen geheult, aber das nützt ja auch nichts. Also kriecht man weiter nach oben und macht alle fünf Schritte eine Pause. Und der Kopf befiehlt dem Bein, und dann geht es doch noch weiter.

Oben - auf dem Atsunta-Pass, auf 3431 Metern - waren wir kurz nach 18 Uhr, und auf einmal war es sehr kalt. Wir haben uns schnell angezogen, was gegessen, ein einziges Foto gemacht und uns dann auf den Weg nach unten gemacht, wieder durch Geröll und Endzeitlandschaft.
Nach einer guten Stunde waren wir auf einer Camping-geeigneten Wiese und heilfroh, nach einem Zehn-Stunden-Tag ins Zelt zu kommen. Aber auch sehr glücklich und sehr stolz.

Samstag ging es dann die restlichen 25 Kilometer nach Shatili. Bergauf braucht Kraft und geht auf die Muskeln; bergab ist nicht so schön für die Füße und die Knie. Morgens sind wir ziemlich gut losgekommen, aber mit der Zeit haben wir schon gemerkt, dass uns der Vortag noch in den Knochen steckt. Nützt aber nix! Wir wollten Sonntag Mittag den Bus nehmen. Also wurde gewandert.

Den Bus haben wir auch geschafft. Nach fünf Stunden Fahrt waren wir Sonntag wieder in Tbilisi, haben das Auto besucht und sind wieder in unserem Hostel abgestiegen.

Am ersten Tag der Wanderung haben wir einen Wanderer getroffen, der allein unterwegs war und aus der anderen Richtung über den Pass gekommen war. Er sagte, er sei dabei fast gestorben; er ist in Nebel und schlechtes Wetter geraten, völlig vom Weg abgekommen, musste im Sitzen irgendwo auf dieser Steinhalde schlafen und hat sein Zelt verloren, weil er es nicht mehr tragen konnte und es den Abhang runtergeschmissen hat. Hätte ich irgendwo auf dem Pass alleine so eine Nacht verbracht, ich wäre auf jeden Fall auch gestorben und würde mich wahrscheinlich danach für eine Woche ins Hotelzimmer legen. Er aber wollte ganz schnell weiter - nach Mestia (auch im Kaukasus - hier liegen die höchsten Dörfer in Europa). Ob wir da schon waren?

Nein. Aber da wollen wir als nächstes hin :)

Dienstag, 24. Juni 2014

Tbilisi und Lagodekhi, Georgien

20.-23.6.

Donnerstag Abend, nach unserem Querfeldein-Marsch, haben uns ganz schön die Beine gebrannt. Wir waren ja in Shorts unterwegs und die Brennesseln und Dornen haben die ganze Nacht nachgeprickelt.
Freitag haben wir deshalb ausgeschlafen und sind dann nach Borjomi-Stadt, berühmt für sein heilsames, aber nur bedingt leckeres Mineralwasser. Angeblich Lenins choice!
Nachmittags sind wir dann nach Tbilisi (Tiflis) und zur Abwechslung mal im Hostel untergekommen. Tbilisi hat uns sehr gut gefallen, die Stadt hat eine sehr schöne und ganz eigene Atmosphäre. Man könnte ja denken, Georgien sei entweder sehr orientalisch durch die Nähe zur Türkei, oder irgendwie russisch angehaucht durch die Sowjet-Vergangenheit. Beides ist nicht der Fall; Georgien und Tbilisi machen ihr eigenes Ding.
Wir waren allerdings nur einen Tag dort und sind dann weiter nach Lagodekhi ganz im Osten, nahe den Grenzen zu Aserbaidschan und Russland. Hier hatten wir eigentlich eine 3-Tages-Tour vor; aber das hat sich irgendwie anders ergeben und jetzt sind wir nach einer Übernachtung und zwei Tagestouren wieder auf dem Weg nach Tbilisi. (Da fällt mir grad auf, dass damit nun der östlichste Punkt dieser Reise erreicht war...)

In Tbilisi werden wir nun unser tapferes Auto zurücklassen und dorthin fahren, wohin es nicht mitkann: in den Norden, in den Kaukasus. Wir wollen von Omalo nach Shatili wandern (ihr könnt ja mal googeln wo das ist), planen dafür etwa 7 Tage echtes wandern und insgesamt ca. 9-10 Tage, bis wir wieder am Auto sind.
Ob das alles so klappt, müssen wir sehen. Es geht wirklich hoch - wir überqueren einen Pass auf 3300 Metern - und die letzte Zeit war das Wetter wohl auch extrem schlecht. So oder so wird es eine Herausforderung. Wir haben die Rucksäcke voll Essen und sind guter Dinge. Also nicht wundern, wenn jetzt erstmal Funkstille ist :)

Freitag, 20. Juni 2014

Ich bin ein Blumenmädchen...

... und Borjomi ist das Paradies :)

Borjomi National Park, Georgien

Orientierung in Georgien ist für uns so eine Sache. Wir haben für Georgien kein GPS auf dem Handy, und wir haben es noch nicht geschafft, eine ordentliche Straßenkarte zu finden. Wir haben nur sehr ungenaue Karten, auf denen nur die größten Straßen drauf sind. (Und das heißt auch nix; zum Goderzi-Pass, wo der See war, führt die dickste rote Straße, die die Karte zu bieten hat. Nationalstraße - kann dann trotzdem über 50 Kilometer zur Buckelpiste werden.) Wir fahren also mehr nach Richtung und nach Schildern als nach Karte.
Schilder gibt es nun aber auch nicht sooo viele. Nicht auf der Straße, und auch nicht in den Nationalparks. Am Mittwoch wollten wir zu einer Zwei-Tages-Tour im Borjomi-Nationalpark aufbrechen. Dort gibt es verschiedene benamte und auf einer Karte eingezeichnete Tracks, und es gibt im Ort Borjomi ein großes Zentrum, das den Nationalpark verwaltet und von jedem Touristen, der darin rumlaufen will, ein Ticket haben will. Es ist also ein durchaus gepflegtes und organisiertes Gebiet.
Es gibt aber keine Hinweise auf der Straße, dass hier irgendwo ein Nationalpark anfängt, eine Rangerstation ist oder ein Track beginnt. Bis wir also den Startpunkt für den 34 Kilometer langen Panorama Track gefunden hatten, war es 15 Uhr. 

Und auch der Track selber war eher schlecht als recht markiert - gern mal irgendwann zwischendurch mit zwei bis drei verschiedenen Markern, eher nicht an strategischen Punkten wie Gabelungen.

Macht nix, die erste Etappe von 16 Kilometern haben wir trotzdem gut geschafft. Nach 5 Stunden waren wir kurz vor der Hütte, in der wir übernachten wollten. Dort gab es auch eine Schäferhütte und zwei große Rindergehege und zwei sehr gastfreundliche Rinderhirten mit drei Hunden. Wir wurden zum essen und trinken hineingebeten und sind erst nach Mitternacht wieder raus und die letzten zehn Minuten bis zu unserer Hütte gegangen - oder sagen wir besser getorkelt ;)

Trinken in Georgien geht so: es gibt einen Toastmaster, der einen Trinkspruch bringt bzw. sagt, worauf jetzt getrunken wird; dann stoßen alle an, und dann trinkt man. Und nur dann! Zwischendurch trinkt man Wasser. Toasts werden aber regelmäßig gebracht und so kommt man durchaus auf ein beachtliches Level. Erst recht, wenn der Wein alle ist und man mit Tschatscha weiter anstoßen muss, dem georgischen Schnaps, ein Feuerwasser aus der Hölle. Irgendwann waren noch zwei Ranger gekommen und zu siebt saßen wir in der kleinen Hütte und tranken: for the meeting, for Germany, Poland and Georgia, for mir and swoboda. 


Am nächsten Morgen hatte besonders Gosia einen ordentlichen Kater. Ich war sowieso schon erkältet, und derart gehandicapt machten wir uns auf die zweite Etappe. Nochmal trafen wir unsere Rinderhirten, diesmal mit den Kühen draußen auf dem Berg, und ich durfte 5 Minuten ihr Pferd reiten :)


Der Track und die Berge und Ausblicke waren unglaublich schön. Und die Bergwiesen!

... und um von einer riesigen Bergwiese einen kleinen Trampelpfad in den Wald zu finden, wäre auch eine gute Markierung nicht schlecht. Gabsabernicht. Und nach einer ganzen Weile Gesuche (und beeinflusst durch den Wunsch, nicht noch weiter nach oben zu müssen - wir waren schon auf über 2100 Metern) sind wir querfeldein gegangen, in der Hoffnung, dass wir bald unseren Weg treffen, wenn wir in diese Richtung gehen. 


So fangen Filme an, in denen dumme Menschen sich selbst in Schwierigkeiten bringen und wo man denkt: wer so blöde ist, der verdient es eigentlich auch zu sterben. In wilden Bergen querfeldein nach unten ist der point of no return ziemlich schnell erreicht, und abseits von jedem Weg mitten durch Gestrüpp, Brennesseln, Dornen und Tannendickicht, gewürzt mit ein paar kleineren Kletterpartien, kommen einem bald komische Gedanken. Was tun, wenn wir uns hier verletzen oder einer irgendwo runterfällt? Was tun, wenn wir jetzt einen Bären treffen? Bären legen nicht so viel wert auf menschliche Gesellschaft und meiden in der Regel die von Menschen frequentierten Wege. Bisher habe ich mir darum nicht allzu viele Gedanken über Bären gemacht oder Angst gehabt, wirklich einen zu treffen. Wenn man jetzt aber seinen Track verlässt und versehentlich Bärenwege kreuzt... ja, alles dumm, dumm, dumm und gefährlich, dachte ich. Die Ranger haben uns am Abend vorher übrigens auch erzählt, dass seit zwei Wochen ein älterer Deutscher vermisst wird, der genau in dieser Gegend verschwunden ist. Die suchen jeden Tag nach ihm und haben ihn noch nicht gefunden. 


Wir sind nach kurzer Zeit einem kleinen Mini-Bach gefolgt, der im Tal in einen größeren münden würde, und haben gehofft, dass neben dem größeren Bach dann auch schon ein Weg wäre. Wir waren also nicht ganz verloren; wir wussten, dass wir im richtigen Tal sind, und dass am Ende vom Tal unser Auto steht. Wir hatten eine Karte und einen Kompass und wussten: nur diesen Fluss runter und dann am größeren entlang und dann sind wir da. 

Manchmal verläuft oder verfährt man sich ja kurz, oder man denkt, irgendwas sei schief gegangen, und ist für einen Moment verunsichert; und plötzlich landet man wieder auf der richtigen Straße und merkt dass alles ok ist, und dann ist man erleichtert und die kurze Angst, die man hatte, erscheint fast übertrieben. Am Anfang dachte ich noch, dass uns das jetzt vielleicht gleich passiert. Dass plötzlich der Weg da ist;  und als wir am kleinen Bach waren: dass vielleicht gleich der große Bach da ist und ein Weg daneben. 

Irgendwann waren wir wirklich am größeren Bach. Aber da war noch kein Weg. Da waren manchmal Steilhänge rechts und links, und sonst immernoch Brennesseln und Gestrüpp. Ab hier sind wir abwechselnd im Bach (bis zu den Knien) und daneben gelaufen, geklettert, gekraxelt. Wieder denkt man, vielleicht ist hinter der nächsten Kurve ja der Weg und dann werden wir ganz erleichtert sein und lachen; wieder kämpft man sich stattdessen stundenlang weiter voran. 

Nachdem ich an einem steilen Stück, das Gosia schon runter geklettert war (wobei ihr Rucksack etwa vier Meter tief gefallen war), eine kleine Panikattacke hatte - ich wollte nicht weiter und konnte nicht zurück, ich dachte ich falle gleich, und Paul musste mich am Kameragurt wieder hochziehen - und dann auch noch im Bach ausgerutscht und mit dem Gesicht einen Zentimeter von einem Felsen entfernt gelandet bin, musste ich erstmal ein paar Tränen vergießen. Es war echt genug. Wir waren seit über vier Stunden in der Pampa und langsam war auch abzusehen, dass es irgendwann dunkel wird. 

Die Bären hatte ich eigentlich schon wieder vergessen bzw. ich hatte unterstellt, dass die eher weiter oben in den Bergen wohnen und nicht hier unten im Tal. Aber dann waren da eindeutig Bärentatzenabdrücke im Matsch; umgedrehte Steine und ein großes Tier hatte schon einen Pfad durchs Gebüsch geschlagen. Ach du scheiße; wir laufen mitten in der Bärenbude rum. "Lets make some noise!"

Outdoorrucksäcke haben manchmal so Trillerpfeifen am Geschnür. Trillerpfeifentrillernd und schreiend und versuchend, jetzt nicht panisch zu werden, sind wir weitergegangen.

... und endlich, nach etwa 15 Minuten akuter Bärenangst, waren da wieder Hufabdrücke auf dem Boden; ein Zeichen, dass hier ab und zu mal Menschen sind und sowas wie ein Weg in Reichweite sein könnte. 

Bis zum Auto hat es immer noch ziemlich lange gedauert. Etwa um halb zehn und grad so, dass man keine Taschenlampe braucht, haben wir es erreicht.  


Fotos gibt's vom Querfeldeintrip keine; die Prioritäten lagen anders ;) aber trotz des holprigen Abstiegs: es war soooo schön dort!!!



Montag, 16. Juni 2014

Eine Frage an die Technik-Kollegen

... und an alle anderen autoversierten Leser, und eigentlich ist es auch mehr als eine Frage.

Seit wir eine neue Kraftstoffpumpe haben, muckt das Auto, wenn nicht mehr viel im Tank ist (ca. 10 Liter sind aber immer noch drin). In niedrigem Dehzahlbereich, zb beim rausfahren aus einem Kreisel im dritten Gang oder beim bergauffahren, verschluckt er sich und zieht kurz nicht mehr, oder er geht einfach ganz aus. Heute ist er alle paar hundert Meter ausgegangen (in den Bergen/Serpentinen). Nach dem Tanken ist das Problem sofort gelöst.

Hier die Fragen:
- warum? Dreck im Tank?
- was tun? Ignorieren und den Tank trotzdem immer recht leer fahren? Oder immer früh tanken, bevor das passiert? Kann was schlimmeres passieren?

Ja, und dann haben wir uns heute auf den Serpentinen auch ein Stück Unterboden abgerissen. Aua; da hab ich mich doch ein bisschen erschreckt :( tröstende Worte und Versicherungen, dass wir auch ohne das Teil weiterfahren können, nehme ich gerne an ;)

Mtirala National Park, Georgien

Im Südwesten ist Georgien gradezu subtropisch. Ganz viel wilder Wald mit undurchdringlichem Unterholz. Wir waren einen Tag im Mtirala National Park und sind einen kurzen Weg zu einem Wasserfall gewandert. Man muss ja langsam wieder anfangen und seit der Ukraine sind wir nicht mehr viel gelaufen.

Heute wollten wir von Batumi aufbrechen zu einem See, der - grob überschlagen - ca. 100 km östlich liegt. 100 Kilometer, das ist ja nicht so viel... dachten wir!  Aber die Überraschungsstraßen sind wieder da und nach 5 Stunden Fahrt sind wir immer noch nicht am See angekommen. Wir sind jetzt am Goderzi-Pass in 2000 Meter Höhe und haben erfahren, dass man für die letzten 6 Kilometer einen Jeep braucht.
Na gut, jetzt zelten wir im Hof eines Hotels, dürfen kostenlos das Bad und wlan benutzen und gehen morgen zu Fuß bis zum See ;)

Samstag, 14. Juni 2014

Batumi, Georgien

Wir sind gestern abend in Georgien angekommen. Jetzt wird der Kaukasus-Eroberungsplan ausgetüftelt!

Amasya und Çaka, Türkei

11./12.6.

Die Türkei ist sooo schön. Bis Amasya war es ziemlich bergig und wir sind durch einige Wolkenbrüche gerauscht - und unter mindestens drei Regenbogen durchgefahren! Reisfelder! Weiße-Mohn-Felder!
Donnerstag Vormittag sind wir noch in Amasya geblieben, aber als es dann angefangen hat wieder zu regnen, sind wir weitergefahren - bis Çaka am schwarzen Meer. Hier essen wir Maulbeeren vom Baum, direkt am Strand.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Istanbul

7.-11.6.

Istanbul ist verrückt, erst recht, wenn man vorher die meiste Zeit eher in einsamen Gegenden unterwegs war. Schon mal in einer 12-Millionen-Stadt Auto gefahren...?

Seit Samstag abend steht das Auto daher auch nur rum und wir waren mit Fähre und zu Fuß unterwegs. Untergekommen sind wir wieder per couchsurfing bei Jona, einem deutschen Studenten, und seinen Mitbewohnern Özer und Senam, die beide Künstler sind. Die Bude war immer voll und es war toll hier sein zu dürfen - danke!
Ja und Istanbul ist toll, definitiv eine Stadt zum nochmal herkommen. Paul war gediegen beim Barbier, ich habe auf dem Basar gehandelt und eine Handynummer dazu bekommen, und wir haben ganz viel leckeres essen gegessen.

Heute haben wir wieder eine lange Fahrt vor uns und sind hoffentlich heute abend in Amasya.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Der neue Plan

Nachdem die Fähre von Odessa nach Georgien nicht mehr zur Debatte steht, mussten wir umdisponieren. Die ganze Zeit hatten wir vor, stattdessen die Fähre von Varna in Bulgarien zu nehmen. Das scheint die einzige Alternative zu sein, wenn man per Schiff reisen will.
Der Fahrplan für diese Fähre wird aber ziemlich spontan, nämlich monatlich gemacht; wann die Fähren im Juni gehen, haben wir erst am Sonntag erfahren. Und zwar am 13. und am 27.

Das ist für uns beides total bescheuert. 27. ist viel zu spät und 13. ist zu früh, um alles, was wir in Rumänien vorhaben, vorzuziehen.
Was tun!?

Schon in L'viv haben Paul und ich uns sehr darüber in die Haare gekriegt, ob es eine Option ist, mit dem Auto durch die Türkei hin UND auch wieder zurück zu fahren. Für mich war das idiotisch. In der Türkei wollen wir uns Istanbul anschauen und sonst nichts; die weite Strecke auf dem Rückweg einmal langzubrummen war ein Kompromiss, mit dem ich gut leben konnte, aber das alles doppelt fahren ist doch scheiße.

Aber genau das machen wir jetzt, denn alles andere ist auch scheiße. Rumänen in 12 Tage quetschen? Nach Georgien fliegen statt fahren und dann kein Auto haben? Georgien ganz ausfallen lassen...?

Wir starten jetzt also nach Süden und werden zuerst für ein paar Tage in Istanbul sein; dann fahren wir in hoffentlich zwei Tagen bis Georgien; lassen uns da so viel Zeit wie wir brauchen und fahren  dann die gleiche Strecke schnell zurück, um uns in Rumänien wieder Zeit zu lassen.

Ganz eventuell besteht die Chance, zurück aus Georgien die Fähre zu nehmen, aber das erscheint noch komplizierter und man kann das aus irgendwelchen Gründen wohl auch nur dort vor Ort organisieren. Ich fände es ja toll, wenn es klappt; so ein Fähren-Mikrokosmos ist bestimmt auch eine Erfahrung wert und in meiner Vorstellung ist natürlich auch bestes Wetter und ich kann drei Tage an Deck in der Sonne sitzen, statt 2000 Kilometer im Auto zu verbringen.
Aber wir gehen mal lieber nicht davon aus, dass das klappt. Insofern ist der neue irre Plan: hin und zurück durch die Türkei und das möglichst schnell.

Crişan und Caraoman, Donaudelta, Rumänien

2.-5.6.

Vor Tulcea ist die Donau bis zu einem Kilometer breit; dann teilt sie sich in drei immer noch ziemlich große Arme, die weit auseinander laufen und ins schwarze Meer fließen. Zwischen den drei Armen erstreckt sich ein Netz aus Kanälen und Seen und dazwischen ständig überschwemmte Wiesen und wahre Reetfelder. Es gibt kaum festes Land, nur ein paar Deiche und Inseln aus Sand; und die wenigen Dörfer sind fast ausschließlich per Boot erreichbar. Das ist das Donaudelta; Unesco-Weltnaturerbe, ein Eldorado besonders für Vögel.

Montag nachmittag sind wir mit der Fähre nach Crişan gefahren, haben ein Kanu und einen Garten zum Campen gefunden und sind Dienstag früh losgepaddelt, über Kanäle und einen großen See bis nach Caraoman. Dort haben wir auf dem Deich übernachtet, sind am nächsten Tag noch ein bisschen spaziert und dann wieder zurück gepaddelt.
Manche Reetstücke treiben wie schwimmende Inseln auf dem Wasser herum und in einem Kanal mussten wir uns den Weg mit Gewalt frei machen, weil alles verstopft war.

Viiiiele viele Tiere haben wir gesehen; viele tolle Vögel, Ibisse und Kormorane und andere deren Namen wir nicht kennen, und tatsächlich auch Pelikane und natürlich wieder Störche. An Land hatten wir uns schon für die Bienenfresser begeistert, die ganz bunten auf dem Foto, die sind wunderschön. (Die Tierfotos habe ich von Pauls richtiger Kamera abfotografiert, daher sind sie bisschen unscharf, aber besser als alles was ich auf dem Handy hatte.) Einen Fischotter haben wir von weitem spielen sehen, aber leider tauchte er ab, als wir näher kamen; und Schildkröten! Und natürlich Frösche, und Libellen, und Unterwasserkäfer.
Jaaa das war schön; nur baden haben wir uns nicht getraut - denn ein paar Wasserschlangen und Blutegel sind auch vorbei geschwommen.

Apropos Schlangen: an Land gibt es auch viele, und als wir heute morgen das Zelt abgebaut haben, haben wir darunter eine gefunden - die sich die Nacht über offensichtlich von uns hat wärmen lassen. 


Sonntag, 1. Juni 2014

Tulcea, Rumänien

Von Tiraspol/Transnistrien war Odessa nur noch 100 km entfernt. Aber wir haben ja unsere Pläne geändert und sind deshalb Freitag wieder zurückgefahren, durch Chişinău und noch einmal zum Gemüse-Großeinkauf über den Markt, in ein Waldgebiet, und Samstag nachmittag über die Grenze nach Rumänien.

Heute haben wir bei Galaţi an der Donau übernachtet. Ein Riesenfluss!
Jetzt sind wir in Tulcea und planen unser nächstes Ziel: das Donaudelta. Pelikane gucken!

Straßen, Moldawien

Ziemlich oft gibt es drei Spuren. Die mittlere ist für alle :)

Chişinău, Moldawien

27./28. Mai

In Chişinău sind wir letzten Dienstag angekommen und abends bei unseren Couchsurfing-Gastgebern Igor und Vika eingetrudelt. Deren Freund Adrian war auch da und wir lernten ordentlich anstoßen auf rumänisch: hai noroc, besser zu merken wenn man denkt: Heino, rock!

Mit Adrian trafen wir uns am Mittwoch in der Stadt, waren auf dem Markt, in einer Art Kantine essen, im Naturkundemuseum (wisst ihr was ein Dinotherus ist und wie hat dieses Tier Gras gefressen, ohne dass seine Stoßzähne in der Erde stecken geblieben sind!?), saßen im botanischen Garten und auf einem Riesenrad. Nach einer Partie russischem Basketball gab's Blinis (gefüllte Pfannkuchen) und wir waren tot.

Mir hat Chişinău gut gefallen, die Straßen mit  den riesigen Bäumen, und vor allem der Markt, wo es ungefähr alles gab. Und kleine Becherchen fertig ausgepulter Erbsen! Und Walderdbeeren!
Wie der Rest von Moldawien ist Chişinău praktisch tourismusfrei, und das ist eine auch mal ganz angenehm.

Eine Nacht blieben wir noch bei Igor und Vika und dann ging es nach Transnistrien.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Tiraspol, Transnistrien

29./30. Mai

Im Osten von Moldawien, als schmaler Streifen jenseits des Dnistr, liegt Transnistrien (= trans dnistr), laut Wikipedia Gründungsmitglied der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten. Kein Land der Welt erkennt die Unabhängigkeit Transnistriens an; aber hier kümmert man sich nicht darum, sondern macht sein eigenes Ding. Mit Grenzen (wir mussten zum ersten Mal überhaupt das Auto verzollen) und Währung und eigenen Briefmarken - mit denen man nur innerhalb Transnistriens Post verschicken kann. Während Moldawien Rumänien sehr nahe steht - es wird rumänisch gesprochen, die Währung hat den gleichen Namen -, ist Transnistrien Russland zugewandt; laut Lonely Planet kann man hier ein lebendes Sowjet-Denkmal besichtigen. Die Währung ist transnistrischer Rubel, Amtssprache ist russisch, die Mehrheit der Bevölkerung sind Russen. Kyrillische Straßenschilder sind zurück.
Wer länger als 24 Stunden im "Land" bleiben will, muss sich offiziell registrieren. Jaja, nix lasch hier. Wir wollten aber nur 24 Stunden bleiben, von Donnerstag auf Freitag.

Und ausgerechnet in Transnistrien, direkt neben einer Soldatenkontrollstation, wo hinter Stacheldraht und unter einem Tarnnetz ein Panzer steht, sagte die Kupplung auf Wiedersehen und das Auto kackte ab. Ausgerechnet hier und zum Glück hier, denn an der Soldatenkontrollstation durfte ich grad nur 10 km/h fahren.

Ohne Kupplungspedal standen wir also da und dachten schon, jetzt werden wir hier gleich verhaftet, wenn wir nicht weiterfahren. Aber ungefähr 10 Sekunden nachdem wir den Warnblinker angemacht hatten und noch nicht mal ausgestiegen waren hielt ein Auto neben uns und der Fahrer fragte auf russisch durchs Fenster, ob wir Hilfe brauchen. Errrh; "do you speak english?"
Sprach er überhaupt nicht. Aber das hinderte ihn nicht daran, sein Auto vor unserem abzustellen und den Fall wie selbstverständlich zu übernehmen.

Er guckte sich alles an und nach kurzer Zeit war klar, dass er weiß was er da tut - und dass wir hier weggeschleppt werden müssen. Also machten wir uns auf die Suche nach der Abschleppvorrichtung, die in meiner naiven Vorstellung normalerweise an einem Auto vorn irgendwo dran ist. Nach ein bisschen Fummelei und dem entfernen der Reflektoren fanden wir dahinter dann auch irgensoeine Art Schraubdings, wo man wohl normalerweise eine Abschleppöse oder so reinschrauben kann. Haben wir aber nicht dabei.
Paul kriegte also die Aufgabe, mit einem Messer ein Loch in die Stoßstangenblende zu prokeln, damit wir da irgendwo ein Tau anknoten können, und unser namenloser und wortkarger Helfer fuhr los, ein Abschleppseil holen.
Kurz darauf war er wieder da, vertäute das Auto und erklärte mir sehr ausführlich,  dass ich nur mit Handbremse bremsen darf und dabei auf keinen Fall den Knopf loslassen, und übte das auch mit mir. Er schien sehr besorgt, ob ich das wohl schaffen werde, ohne ihm hinten rein zu rollern; und als wir unterwegs waren, war ich darüber dann auch sehr besorgt. Aber wir haben es geschafft und er schleppte uns zur Werkstatt seines Vertrauens - Auto Ginecologia ;)

Hier wusste man wohl schon Bescheid und machte sich sofort daran, die Kupplung zu reparieren. Ivan - seinen Namen hatten wir dann mal herausgefunden - war offensichtlich Taxifahrer, denn er klonkte sich jetzt sein Taxischild aufs Autodach. Dann machte er sich daran, uns zu beruhigen, fragte ob wir was essen wollen, lud uns auf einen Kaffee ein und spazierte ein bisschen mit uns rum. Keine Stunde später waren wir zurück und die Kupplung war repariert.
Dafür wollte das Auto nun nicht mehr anspringen.

Also noch eine Runde Arbeit für Werkstattteam, und Ivan. Nachdem die Zündkerzen und alles mögliche geprüft waren, mussten wir unser halbes Gepäck ausladen, denn nun wurde der Tank geöffnet um die Kraftstoffpumpe anzugucken. Mit Zigarette beugte man sich drüber und meinem Kommentar dazu folgte bloß lachen und die Antwort "crazy russian people!" Der Sohn des Werkstattbesitzers konnte ganz gut Englisch, mit allen anderen inklusive Ivan war Kommunikation mehr Zeichensprache und raten was man meint.

Die Kraftstoffpumpe wurde als Übeltäter entlarvt und Ivan drehte eine Runde mit mir durch die Autoteile-Läden, um eine neue zu finden. Dann drehten wir noch eine Runde, um irgendwo Geld zu finden und unsere Helfer bezahlen zu können. In einem Land, dessen Währung von keiner Bank der restlichen Welt anerkannt wird, kann man nicht einfach am Automaten was abheben...

Aber auch das ließ sich lösen. Als wir zurückkamen, war das Auto fertig und wir haben insgesamt 90 Euro bezahlt. Für Kupplung reparieren (was da das Problem war, weiß ich nicht so genau. Irgendwas gerissen oder so? ), neue Kraftstoffpumpe,  diese einbauen und ca. 3 Stunden Zeitaufwand für einen Haufen Leute.

Ivan gab uns die Hand und verschwand genauso unspektakulär wie er aufgetaucht war. Die Werkstattmeute wollte ein Abschiedsfoto und wir nutzten die Chance, noch nach den anderen Auto-Wehwehchen zu fragen. Jetzt sind wir guten Gewissens unterwegs, ohne die weggerostete Tankhalterung zu reparieren ;)

Laut Einreisezettel hatten wir noch 1,5 Stunden, bis wir Transnistrien wieder verlassen mussten. Wir gingen unsere letzten Rubel im Supermarkt für Mittagessen ausgeben und trafen - Ivan.
Sofort wurde ein Beweisfoto gemacht, nicht dass er einfach wieder abhaut. Dann lud er uns aber noch zu sich nach hause zum essen ein, er wohnte ganz in der Nähe. Da gab es ein leckeres Picknick an seinem Schreibtisch (in die Küche wollte er uns nicht lassen, zu unaufgeräumt), wir lernten seinen Bruder kennen und kurz vor Grenztermin verabschiedeten wir uns dann endgültig - nicht ohne besorgte Warnungen, dass Camping gefährlich sei und man jederzeit eine über den Kopf kriegen kann, und dem Hinweis, in Rumänien auf keinen Fall mit Zigeunern zu sprechen.

Dienstag, 27. Mai 2014

Moldawien so far

Moldawien hat wenig Spektakuläres zu bieten und so ist unsere Reise grade eher unspektakulär. Es ist die ganze zeit Sommer mit 30 grad. Wir sind faul und machen wenig. Ausschlafen solange die Sonne uns lässt, Kekse frühstücken, rumliegen, irgendwann unsere Sachen zusammenräumen, ein bisschen weiterfahren und wieder an irgendeinem See oder Fluss einen Platz zum übernachten suchen, Essen kochen, Kekse zum Nachtisch. Alle zwei drei Tage waschen wir uns mal ein bisschen.

Zwei Höhlenkloster haben wir besucht, ansonsten hab ich in drei Tagen die ersten drei Bände Harry Potter gelesen und eibe filmreife Vorführung bostelmannscher Streitkultur gab es auch.

Wir wurden außerdem schon wieder von der Polizei abgezockt - die bescheuerten Kontrollen nerven langsam, die erste kam ca. 200 Meter (!??!) hinter der Grenze - nicht dass wir da auch grad kontrolliert worden waren... heute konnten wir aber eine Kontrolle mit der Frage "do you speak english?" abwehren. Davon überfordert, machte uns der Polizist in der internationalen Sprache der Motorfahrzeuge "brumm brumm!" deutlich, dass wir sofort wieder entlassen sind und weiterfahren dürfen.

Landschaftlich ist es ähnlich wie zuletzt in der Ukraine; sanft hügelig, der höchste Berg ist 440 Meter. Bergspitzen erklimmen wir hier also nicht. Es gibt viele Felder, Sonnenblumenfelder - leider blühen sie natürlich noch nicht. Es gibt auch viele Pferdewagen; unsere Wasserversorgung wird durch die öffentlichen Brunnen sichergestellt, die wirklich überall an der Straße sind. Oft sitzen Leute am Straßenrand und verkaufen was; ein Eimerchen Erdbeeren, Pilze, Kirschen.
Infrastruktur, von der wir nicht wussten, wie oft wir sie wohl vorfinden - Tankstellen, Geldautomaten, wlan - ist aber dennoch kein Problem.

Die Straßen sind oft deutlich besser als in der Ukraine, womit wir nicht gerechnet haben und was eine große Erleichterung ist. Es ist ganz schön anstrengend zu fahren, wenn man die ganze zeit extrem konzentriert sein muss, um keine Schlaglöcher oder weggeschmolzene Straßen oder Hubbelwellen zu übersehen. Entspanntes Roadtripping war das nicht; und wir können uns ja auch nicht abwechseln.

Jetzt sind wir grad in Chişinău (sprich: Kischinau), der Hauptstadt, die frei von besonderen Höhepunkten ist und durch die wir nun einfach durchspazieren werden. Falls es klappt, treffen wir heute noch einen Moldawier und couchsurfen wieder.

Samstag, 24. Mai 2014

Kamjanez-Podilsky und Khotyn, Ukraine

Die letzten Tage Ukraine. Endlich gibt's mal Fisch!  :)

Ukraine war toll. Gestern nachmittag sind wir nach Moldawien eingereist. Das wird bestimmt auch spannend.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Ustechko, Ukraine - oder: abgezockt, aber glücklich

20.-22.5.

Von den recht häufigen Polizeikontrollen auf der Straße habe ich ja schon geschrieben; auf dem Weg von Ivano-Frankivsk am Dienstag nachmittag waren wir nun dran.

Bisher sind wir an den Kontrollen entweder im dichten Stadtverkehr langsam vorbeigeschlichen, oder sie waren auf der anderen Straßenseite. Deshalb wussten wir nicht, dass wir an deren Stopp-Kontrolle-Schild tatsächlich anhalten müssen wie an einem Stoppschild, bis sie uns durchwinken. Auch auf grader Landstraße ohne Verkehr. Nicht gewusst, vorbeigefahren, angehalten worden.

Kommunikation ging wieder nur über Gosias Polnisch. Meine Papiere waren in Ordnung, es folgte die Belehrung über das Stoppschild. Der Polizist überlegte ein bisschen und bat mich dann zum Streifenwagen, es müsse nun ein Protokoll geschrieben werden.
Und dann wurden wir gezwungen, Bestechungsgeld zu zahlen, um das Protokoll zu umgehen - mit der Ankündigung, mein Führerschein müsse sonst einbehalten und ans Konsulat geschickt werden, bis wir die Strafe bezahlt hätten. Alternativ konnten wir nun irgendwas anbieten. 

Paul schwoll schon der Kamm und er war gewillt, sofort auf dem Feld auf der anderen Straßenseite das Zelt aufzuschlagen, um zu beweisen, dass wir Stunden und zur Not auch Tage zu diskutieren bereit sind. Gosia und ich waren aber keineswegs bereit, stunden- oder gar tagelange Diskussionen zu riskieren, und denken, dass die Typen uns bestimmt wirklich mehr Ärger machen können, als es das ganze wert ist.
Paul lamentierte, war aber überstimmt. Wir boten 200 Hrivna (die offizielle Strafe wäre 340 gewesen). Da die sofort akzeptiert wurden, wissen wir nicht, ob wir gleich viel zu hoch eingestiegen sind. Wir haben ja auch nicht so viel Übung im Polizisten bestechen. Da das aber ungefähr 12 Euro sind, ist es auch nicht so schlimm.
Paul war sauer und machte ein Handyfoto von der Geldübergabe. Ich kriegte sofort meine Papiere wieder - aber der Polizist wollte, dass er das Foto löscht. Paul hat ihn aber ausgetrickst - unten seht ihr also den frisch bestochenen Polizisten und seinen Maschinengewehr-Kollegen ;)

Im Auto diskutierten wir ein bisschen weiter. Wir hätten einfach drauf bestehen können, dass die das Protokoll schreiben, und gucken, ob sie den Führerschein wirklich behalten wollen; dass sie das dürfen, glauben wir keine Sekunde. Aber es drauf ankommen lassen...? Meh.
Ganz bestimmt können die uns auch wirklich Ärger machen, wenn sie wollen.
Dann fiel uns wieder Willis Geschichte von der 70er-Jahre-Tour ein und wie sich die Hippies an der Grenze geweigert haben, auch nur einen Kugelschreiber rauszurücken. So cool waren wir nun leider nicht. ;)
Andererseits ist das ja nicht zuletzt auch ein Machtpoker, und ich glaube nicht, dass drei uniformierte Polizisten Lust haben, ollen Touristen gegenüber klein beizugeben, nur weil die ein bisschen rumgackern. Mehr Gesicht zu verlieren und im Zweifelsfall mehr Asse im Ärmel haben wahrscheinlich die.

Da die Polizisten überhaupt nicht aggressiv und ganze Situation weder wirklich bedrohlich noch schlimm demütigend war, fand ich das alles eigentlich eher lustig. Und wir haben schließlich damit gerechnet, dass uns sowas passiert - nun ist es also kein blödes Vorurteil mehr, sondern erlebte Realität. Bitte sehr!

Und außerdem, EGAL! Wir hatten keine Zeit mehr zum ärgern oder diskutieren,  denn eine Viertelstunde später kamen wir nach Ustechko am Dnistr. Das Flusstal ist wunderschön, die Sonne scheint, hier wollten wir bleiben. Fanden eine Blumenwiese direkt am Fluss, mit Weidenwäldchen daneben. Zelt aufgebaut, Feuerholz gesammelt, Angel ausgeworfen. Wir waren sehr glücklich.

Mittwoch haben wir dann einen wahren Sommerferientag genossen, mit bestem Wetter, Sonnenbaden und Nichtstun. Am späten Nachmittag sind wir ins Nachbardorf, eine Festungsruine und einen Wasserfall angucken, und dann zurück in die Hängematte. Glücklich.

Bis auf die Polizeikontrolle sind unsere Begegnungen hier bisher nur positiv. Man darf überall zelten. Wenn wir jemanden in der Nähe sehen, fragen wir aber immer.  Meist werden wir komplett in Ruhe gelassen, ab und zu kommt mal jemand und unterhält sich ein bisschen mit uns. Wir kriegen dann oft sofort etwas geschenkt - Brot, einen Fisch - oder werden gefragt, ob wir irgendwas brauchen.

Dienstag abend trieb eine Dorfbewohnerin  ihre zwei Kühe nach Hause und begrüßte uns. Sie ist quasi unsere Nachbarin. Wir wollten Milch von ihr kaufen. Ein bisschen später brachte sie sie - frisch gemolken und euterwarm ;) - und dazu einen Becher eigenen Honig als Geschenk.
Sie heißt Marta und wir kamen auf die Idee, sie zu fragen, ob sie eine Waschmaschine hat und unsere Wäsche waschen würde, natürlich gegen Bezahlung. Sie willigte sofort ein und am Mittwoch holte sie eine Ikeatüte voll richtig schön dreckigen Klamotten ab.
Als sie sie abends zurückbrachte, stellte sich dann heraus, dass sie alles per Hand gewaschen hat. Ohje.

Dienstag, 20. Mai 2014

"Straßen", Ukraine

Ist jetzt nicht so, als wäre das eine große Ausnahme. 50 km so oder schlimmer bis Osmoloda und zurück - Paul musste fahren, ich war trotzdem dem Herzinfarkt nahe. ;)

Osmoloda, Karpaten, Ukraine

14.-20.5.

Letzte Woche Mittwoch sind wir in Osmoloda am Fuß der Karpaten angekommen, haben unser Zelt am Fluss aufgeschlagen und wollten Donnerstag morgen für drei Tage in die Berge aufbrechen. Mittwoch abend fing es an zu regnen, hörte einen ganzen Tag nicht auf und der Fluss stieg fast 1.5 Meter an.
Wir haben den Donnerstag statt loszuwandern also im Auto und Zelt vertrödelt, ab und zu besucht von neugierigen und freundlichen Dorfbewohnern, bis einer sagte, dass der Fluss noch weiter steigen und bis zu unserem Lager kommen könnte. Da sind wir dann doch ins Dorf umgezogen.
Sobald klar war, dass wir eine Bleibe  suchen, wurden wir auch schon an der Straße abgeholt und kriegten ein Zimmer bei Igor und Pascha, die zwei Kühe und zwei Schweine und sonst nichts haben. Aber Zimmer mit Plumpsklo und Brunnenwasser sind bei Dauerregen immer noch Luxus, verglichen mit zelten. Wir durften in ihrer Küche auf dem Holzofen kochen und blieben zwei Nächte, bis wir dann Samstag früh zu unserer Tour aufbrechen konnten.
Am ersten Tag haben wir eine Hütte entdeckt, die so toll war, dass wir trotz erst relativ kurzem wandern für die erste Nacht da geblieben sind. Am nächsten Tag ging es dann auf vier Berge bis auf 1748 Meter, am dritten abwärts und zurück nach Osmoloda. 40 Kilometer insgesamt etwa - mit großem Gepäck war das nicht ohne.
Eine Nacht blieben wir noch bei Igor und Pascha, die sich sichtbar freute, und uns sogar bekochte. Überhaupt war es sehr toll dort zu sein. Gosia kann je nach Gesprächspartner ziemlich viel verstehen und kommunizieren und wir sind unseren Gastgebern merklich ans Herz gewachsen. Der Abschied heute morgen war sehr herzlich.

Jetzt sind wir in Ivano-Frankivsk, trinken Kaffee, benutzen wlan und sortieren uns. Wäsche waschen wäre mal nicht schlecht, aber es scheint sowas wie Waschsalons nicht zu geben.
Wir werden noch ein paar Tage durch die Gegend cruisen und dann Richtung Moldawien fahren.

L'viv, Ukraine

11.-13.5.

L'viv war wunderschön, ich bin sehr angetan. Wir haben zwei Nächte gecouchsurft und sind tags hauptsächlich durch die Straßen gewandelt. Das Wetter war nicht so berauschend, aber was schadet es, mal ein paar Stunden in einem Café zu sitzen, wlan zu benutzen und Postkarten zu schreiben? 
Von Unruhen oder Eskalationen in anderen Teilen des Landes ist gar nichts zu spüren gewesen. Die Atmosphäre war sehr entspannt. Aber fast überall, wo eine ukrainische Flagge hängt, hängt gleich daneben auch die EU-Fahne.
Nur über Land gibt es ziemlich viele Polizeikontrollen. Die stehen aber hauptsächlich herum und sehen nicht besonders alarmiert aus; angehalten wurden wir bisher nicht. Es ist schwer zu sagen, ob das jetzt eine Ausnahmesituation ist oder einfach Alltag.

Vor L'viv haben wir eine Nacht in einem kleinen Dorf mitten auf dem Dorfanger gezeltet. Das war ziemlich cool. Sprachlich kann Gosia manchmal noch ganz gut kommunizieren; einige ältere Leute verstehen oder sprechen auch polnisch. So haben wir Ivan kennengelernt, der von der Arbeit kam und an uns vorbei spazierte, uns erst sein Brot und viele Süßigkeiten schenkte und dann zum Wodka trinken überredete. Mindestens 20 mal hat er uns zum übernachten in sein Haus eingeladen. Wir sind auf dem Anger geblieben; morgens wurden die Pferde des Dorfes freigelassen und grasten um unser Lager.

TEXHIKCAXEH

Kyrillisch buchstabieren geht schon ganz gut. Von lesen kann man aber nicht sprechen. Ich komme mir vor wie ein Grundschüler ;) aber es macht Spaß - solange man sich nicht schnell orientieren muss.

Am letzten Tag in Polen haben wir auch endlich den Gaskocher in Gang bekommen. Bisher hatten wir mit dem kleinen Spirituskocher gekocht und das ist ein bisschen mühsam. Aber unser Zwei-Platten-Gaskocher hatte keinen Schlauch dabei und es stellte sich heraus, dass die benötigte Schraube, um einen anzuschließen, linksdrehend sein muss und das war nicht aufzutreiben.
Mit zwei unterschiedlich dicken Gartenschlauchstücken, drei Schellen und einer Handvoll geklauter Schraubdingsen aus dem Baumarkt (sorry - wir waren kurz vor der Grenze und hatten nur noch 5 Zloty...) hat Paul dann aber eine Verbindung gebastelt und nun geht es ;)

Gut 2000 Kilometer sind wir bisher gefahren und leider hat das Auto schon erste Wehwehchen. Kopfsteinpflaster und Schlaglochpisten scheinen einiges von dem Rost abzurütteln, der alles zusammenhält, und nun geht das Geklapper los.
Sowieso lausche ich wie ein Fuchs auf jedes neue Geräusch. Es ist nicht immer so leicht zu unterscheiden, ob es nun wirklich das Auto ist, oder die Gaskartuschen unter dem Reserverad, das dreckige Geschirr im Fußraum; oder doch ein anderes Auto neben uns, oder gar irgendwelcher Lärm, der in der Musik hinterlegt ist.
In Lviv klapperte das Auto eindeutig neu und sehr laut. Wir dachten, es sei vielleicht der Grillrost, den wir unter der Motorhaube angebunden mit uns führen und der sich gelöst haben könnte. Aber der sitzt bombig (und klingt wie ein Klavier beim Haube zuschmeißen). Stattdessen haben sich ein paar Muttern verabschiedet, die ein Bodenblech halten, und das vibrierte nun vor sich hin. Wir haben das Problem gelöst, indem wir mit zwei Reifen auf einen hohen Bürgersteig gefahren sind; Paul ist druntergekrochen und hats mit Rödeldraht repariert. We love Rödeldraht!

Einen Tag später haben wir nun ein Problem, das weniger leicht zu lösen ist. Einer der drei Metallstreifen, die unseren Tank festhalten, ist komplett durchgerostet und die Enden schleifen ab und zu auf dem Boden. Unterbodenschleifgeräusche sind ziemlich schrecklich ;) 
Das werden wir in einer Werkstatt machen lassen. Nicht, dass wir am Ende ohne Tank dastehen.

Als wir am Straßenrand an einer Rampe vorbeigefahren sind (auf der Einheimische offenbar gerne in freier Natur ihren Ölwechsel durchführen), haben wir die Gelegenheit genutzt und mal drunter geguckt. Ansonsten scheint demnächst nichts weiter abzufallen.

...und in dem Buchladen, in dem wir unsere Wanderkarten für die Karpaten gekauft haben, hab ich ein billiges Phrasen- und Wörterbuch gefunden, das uns stets die wichtigste Kommunikation ermöglichen wird. ;)