Mittwoch, 28. Mai 2014

Tiraspol, Transnistrien

29./30. Mai

Im Osten von Moldawien, als schmaler Streifen jenseits des Dnistr, liegt Transnistrien (= trans dnistr), laut Wikipedia Gründungsmitglied der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten. Kein Land der Welt erkennt die Unabhängigkeit Transnistriens an; aber hier kümmert man sich nicht darum, sondern macht sein eigenes Ding. Mit Grenzen (wir mussten zum ersten Mal überhaupt das Auto verzollen) und Währung und eigenen Briefmarken - mit denen man nur innerhalb Transnistriens Post verschicken kann. Während Moldawien Rumänien sehr nahe steht - es wird rumänisch gesprochen, die Währung hat den gleichen Namen -, ist Transnistrien Russland zugewandt; laut Lonely Planet kann man hier ein lebendes Sowjet-Denkmal besichtigen. Die Währung ist transnistrischer Rubel, Amtssprache ist russisch, die Mehrheit der Bevölkerung sind Russen. Kyrillische Straßenschilder sind zurück.
Wer länger als 24 Stunden im "Land" bleiben will, muss sich offiziell registrieren. Jaja, nix lasch hier. Wir wollten aber nur 24 Stunden bleiben, von Donnerstag auf Freitag.

Und ausgerechnet in Transnistrien, direkt neben einer Soldatenkontrollstation, wo hinter Stacheldraht und unter einem Tarnnetz ein Panzer steht, sagte die Kupplung auf Wiedersehen und das Auto kackte ab. Ausgerechnet hier und zum Glück hier, denn an der Soldatenkontrollstation durfte ich grad nur 10 km/h fahren.

Ohne Kupplungspedal standen wir also da und dachten schon, jetzt werden wir hier gleich verhaftet, wenn wir nicht weiterfahren. Aber ungefähr 10 Sekunden nachdem wir den Warnblinker angemacht hatten und noch nicht mal ausgestiegen waren hielt ein Auto neben uns und der Fahrer fragte auf russisch durchs Fenster, ob wir Hilfe brauchen. Errrh; "do you speak english?"
Sprach er überhaupt nicht. Aber das hinderte ihn nicht daran, sein Auto vor unserem abzustellen und den Fall wie selbstverständlich zu übernehmen.

Er guckte sich alles an und nach kurzer Zeit war klar, dass er weiß was er da tut - und dass wir hier weggeschleppt werden müssen. Also machten wir uns auf die Suche nach der Abschleppvorrichtung, die in meiner naiven Vorstellung normalerweise an einem Auto vorn irgendwo dran ist. Nach ein bisschen Fummelei und dem entfernen der Reflektoren fanden wir dahinter dann auch irgensoeine Art Schraubdings, wo man wohl normalerweise eine Abschleppöse oder so reinschrauben kann. Haben wir aber nicht dabei.
Paul kriegte also die Aufgabe, mit einem Messer ein Loch in die Stoßstangenblende zu prokeln, damit wir da irgendwo ein Tau anknoten können, und unser namenloser und wortkarger Helfer fuhr los, ein Abschleppseil holen.
Kurz darauf war er wieder da, vertäute das Auto und erklärte mir sehr ausführlich,  dass ich nur mit Handbremse bremsen darf und dabei auf keinen Fall den Knopf loslassen, und übte das auch mit mir. Er schien sehr besorgt, ob ich das wohl schaffen werde, ohne ihm hinten rein zu rollern; und als wir unterwegs waren, war ich darüber dann auch sehr besorgt. Aber wir haben es geschafft und er schleppte uns zur Werkstatt seines Vertrauens - Auto Ginecologia ;)

Hier wusste man wohl schon Bescheid und machte sich sofort daran, die Kupplung zu reparieren. Ivan - seinen Namen hatten wir dann mal herausgefunden - war offensichtlich Taxifahrer, denn er klonkte sich jetzt sein Taxischild aufs Autodach. Dann machte er sich daran, uns zu beruhigen, fragte ob wir was essen wollen, lud uns auf einen Kaffee ein und spazierte ein bisschen mit uns rum. Keine Stunde später waren wir zurück und die Kupplung war repariert.
Dafür wollte das Auto nun nicht mehr anspringen.

Also noch eine Runde Arbeit für Werkstattteam, und Ivan. Nachdem die Zündkerzen und alles mögliche geprüft waren, mussten wir unser halbes Gepäck ausladen, denn nun wurde der Tank geöffnet um die Kraftstoffpumpe anzugucken. Mit Zigarette beugte man sich drüber und meinem Kommentar dazu folgte bloß lachen und die Antwort "crazy russian people!" Der Sohn des Werkstattbesitzers konnte ganz gut Englisch, mit allen anderen inklusive Ivan war Kommunikation mehr Zeichensprache und raten was man meint.

Die Kraftstoffpumpe wurde als Übeltäter entlarvt und Ivan drehte eine Runde mit mir durch die Autoteile-Läden, um eine neue zu finden. Dann drehten wir noch eine Runde, um irgendwo Geld zu finden und unsere Helfer bezahlen zu können. In einem Land, dessen Währung von keiner Bank der restlichen Welt anerkannt wird, kann man nicht einfach am Automaten was abheben...

Aber auch das ließ sich lösen. Als wir zurückkamen, war das Auto fertig und wir haben insgesamt 90 Euro bezahlt. Für Kupplung reparieren (was da das Problem war, weiß ich nicht so genau. Irgendwas gerissen oder so? ), neue Kraftstoffpumpe,  diese einbauen und ca. 3 Stunden Zeitaufwand für einen Haufen Leute.

Ivan gab uns die Hand und verschwand genauso unspektakulär wie er aufgetaucht war. Die Werkstattmeute wollte ein Abschiedsfoto und wir nutzten die Chance, noch nach den anderen Auto-Wehwehchen zu fragen. Jetzt sind wir guten Gewissens unterwegs, ohne die weggerostete Tankhalterung zu reparieren ;)

Laut Einreisezettel hatten wir noch 1,5 Stunden, bis wir Transnistrien wieder verlassen mussten. Wir gingen unsere letzten Rubel im Supermarkt für Mittagessen ausgeben und trafen - Ivan.
Sofort wurde ein Beweisfoto gemacht, nicht dass er einfach wieder abhaut. Dann lud er uns aber noch zu sich nach hause zum essen ein, er wohnte ganz in der Nähe. Da gab es ein leckeres Picknick an seinem Schreibtisch (in die Küche wollte er uns nicht lassen, zu unaufgeräumt), wir lernten seinen Bruder kennen und kurz vor Grenztermin verabschiedeten wir uns dann endgültig - nicht ohne besorgte Warnungen, dass Camping gefährlich sei und man jederzeit eine über den Kopf kriegen kann, und dem Hinweis, in Rumänien auf keinen Fall mit Zigeunern zu sprechen.

Dienstag, 27. Mai 2014

Moldawien so far

Moldawien hat wenig Spektakuläres zu bieten und so ist unsere Reise grade eher unspektakulär. Es ist die ganze zeit Sommer mit 30 grad. Wir sind faul und machen wenig. Ausschlafen solange die Sonne uns lässt, Kekse frühstücken, rumliegen, irgendwann unsere Sachen zusammenräumen, ein bisschen weiterfahren und wieder an irgendeinem See oder Fluss einen Platz zum übernachten suchen, Essen kochen, Kekse zum Nachtisch. Alle zwei drei Tage waschen wir uns mal ein bisschen.

Zwei Höhlenkloster haben wir besucht, ansonsten hab ich in drei Tagen die ersten drei Bände Harry Potter gelesen und eibe filmreife Vorführung bostelmannscher Streitkultur gab es auch.

Wir wurden außerdem schon wieder von der Polizei abgezockt - die bescheuerten Kontrollen nerven langsam, die erste kam ca. 200 Meter (!??!) hinter der Grenze - nicht dass wir da auch grad kontrolliert worden waren... heute konnten wir aber eine Kontrolle mit der Frage "do you speak english?" abwehren. Davon überfordert, machte uns der Polizist in der internationalen Sprache der Motorfahrzeuge "brumm brumm!" deutlich, dass wir sofort wieder entlassen sind und weiterfahren dürfen.

Landschaftlich ist es ähnlich wie zuletzt in der Ukraine; sanft hügelig, der höchste Berg ist 440 Meter. Bergspitzen erklimmen wir hier also nicht. Es gibt viele Felder, Sonnenblumenfelder - leider blühen sie natürlich noch nicht. Es gibt auch viele Pferdewagen; unsere Wasserversorgung wird durch die öffentlichen Brunnen sichergestellt, die wirklich überall an der Straße sind. Oft sitzen Leute am Straßenrand und verkaufen was; ein Eimerchen Erdbeeren, Pilze, Kirschen.
Infrastruktur, von der wir nicht wussten, wie oft wir sie wohl vorfinden - Tankstellen, Geldautomaten, wlan - ist aber dennoch kein Problem.

Die Straßen sind oft deutlich besser als in der Ukraine, womit wir nicht gerechnet haben und was eine große Erleichterung ist. Es ist ganz schön anstrengend zu fahren, wenn man die ganze zeit extrem konzentriert sein muss, um keine Schlaglöcher oder weggeschmolzene Straßen oder Hubbelwellen zu übersehen. Entspanntes Roadtripping war das nicht; und wir können uns ja auch nicht abwechseln.

Jetzt sind wir grad in Chişinău (sprich: Kischinau), der Hauptstadt, die frei von besonderen Höhepunkten ist und durch die wir nun einfach durchspazieren werden. Falls es klappt, treffen wir heute noch einen Moldawier und couchsurfen wieder.

Samstag, 24. Mai 2014

Kamjanez-Podilsky und Khotyn, Ukraine

Die letzten Tage Ukraine. Endlich gibt's mal Fisch!  :)

Ukraine war toll. Gestern nachmittag sind wir nach Moldawien eingereist. Das wird bestimmt auch spannend.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Ustechko, Ukraine - oder: abgezockt, aber glücklich

20.-22.5.

Von den recht häufigen Polizeikontrollen auf der Straße habe ich ja schon geschrieben; auf dem Weg von Ivano-Frankivsk am Dienstag nachmittag waren wir nun dran.

Bisher sind wir an den Kontrollen entweder im dichten Stadtverkehr langsam vorbeigeschlichen, oder sie waren auf der anderen Straßenseite. Deshalb wussten wir nicht, dass wir an deren Stopp-Kontrolle-Schild tatsächlich anhalten müssen wie an einem Stoppschild, bis sie uns durchwinken. Auch auf grader Landstraße ohne Verkehr. Nicht gewusst, vorbeigefahren, angehalten worden.

Kommunikation ging wieder nur über Gosias Polnisch. Meine Papiere waren in Ordnung, es folgte die Belehrung über das Stoppschild. Der Polizist überlegte ein bisschen und bat mich dann zum Streifenwagen, es müsse nun ein Protokoll geschrieben werden.
Und dann wurden wir gezwungen, Bestechungsgeld zu zahlen, um das Protokoll zu umgehen - mit der Ankündigung, mein Führerschein müsse sonst einbehalten und ans Konsulat geschickt werden, bis wir die Strafe bezahlt hätten. Alternativ konnten wir nun irgendwas anbieten. 

Paul schwoll schon der Kamm und er war gewillt, sofort auf dem Feld auf der anderen Straßenseite das Zelt aufzuschlagen, um zu beweisen, dass wir Stunden und zur Not auch Tage zu diskutieren bereit sind. Gosia und ich waren aber keineswegs bereit, stunden- oder gar tagelange Diskussionen zu riskieren, und denken, dass die Typen uns bestimmt wirklich mehr Ärger machen können, als es das ganze wert ist.
Paul lamentierte, war aber überstimmt. Wir boten 200 Hrivna (die offizielle Strafe wäre 340 gewesen). Da die sofort akzeptiert wurden, wissen wir nicht, ob wir gleich viel zu hoch eingestiegen sind. Wir haben ja auch nicht so viel Übung im Polizisten bestechen. Da das aber ungefähr 12 Euro sind, ist es auch nicht so schlimm.
Paul war sauer und machte ein Handyfoto von der Geldübergabe. Ich kriegte sofort meine Papiere wieder - aber der Polizist wollte, dass er das Foto löscht. Paul hat ihn aber ausgetrickst - unten seht ihr also den frisch bestochenen Polizisten und seinen Maschinengewehr-Kollegen ;)

Im Auto diskutierten wir ein bisschen weiter. Wir hätten einfach drauf bestehen können, dass die das Protokoll schreiben, und gucken, ob sie den Führerschein wirklich behalten wollen; dass sie das dürfen, glauben wir keine Sekunde. Aber es drauf ankommen lassen...? Meh.
Ganz bestimmt können die uns auch wirklich Ärger machen, wenn sie wollen.
Dann fiel uns wieder Willis Geschichte von der 70er-Jahre-Tour ein und wie sich die Hippies an der Grenze geweigert haben, auch nur einen Kugelschreiber rauszurücken. So cool waren wir nun leider nicht. ;)
Andererseits ist das ja nicht zuletzt auch ein Machtpoker, und ich glaube nicht, dass drei uniformierte Polizisten Lust haben, ollen Touristen gegenüber klein beizugeben, nur weil die ein bisschen rumgackern. Mehr Gesicht zu verlieren und im Zweifelsfall mehr Asse im Ärmel haben wahrscheinlich die.

Da die Polizisten überhaupt nicht aggressiv und ganze Situation weder wirklich bedrohlich noch schlimm demütigend war, fand ich das alles eigentlich eher lustig. Und wir haben schließlich damit gerechnet, dass uns sowas passiert - nun ist es also kein blödes Vorurteil mehr, sondern erlebte Realität. Bitte sehr!

Und außerdem, EGAL! Wir hatten keine Zeit mehr zum ärgern oder diskutieren,  denn eine Viertelstunde später kamen wir nach Ustechko am Dnistr. Das Flusstal ist wunderschön, die Sonne scheint, hier wollten wir bleiben. Fanden eine Blumenwiese direkt am Fluss, mit Weidenwäldchen daneben. Zelt aufgebaut, Feuerholz gesammelt, Angel ausgeworfen. Wir waren sehr glücklich.

Mittwoch haben wir dann einen wahren Sommerferientag genossen, mit bestem Wetter, Sonnenbaden und Nichtstun. Am späten Nachmittag sind wir ins Nachbardorf, eine Festungsruine und einen Wasserfall angucken, und dann zurück in die Hängematte. Glücklich.

Bis auf die Polizeikontrolle sind unsere Begegnungen hier bisher nur positiv. Man darf überall zelten. Wenn wir jemanden in der Nähe sehen, fragen wir aber immer.  Meist werden wir komplett in Ruhe gelassen, ab und zu kommt mal jemand und unterhält sich ein bisschen mit uns. Wir kriegen dann oft sofort etwas geschenkt - Brot, einen Fisch - oder werden gefragt, ob wir irgendwas brauchen.

Dienstag abend trieb eine Dorfbewohnerin  ihre zwei Kühe nach Hause und begrüßte uns. Sie ist quasi unsere Nachbarin. Wir wollten Milch von ihr kaufen. Ein bisschen später brachte sie sie - frisch gemolken und euterwarm ;) - und dazu einen Becher eigenen Honig als Geschenk.
Sie heißt Marta und wir kamen auf die Idee, sie zu fragen, ob sie eine Waschmaschine hat und unsere Wäsche waschen würde, natürlich gegen Bezahlung. Sie willigte sofort ein und am Mittwoch holte sie eine Ikeatüte voll richtig schön dreckigen Klamotten ab.
Als sie sie abends zurückbrachte, stellte sich dann heraus, dass sie alles per Hand gewaschen hat. Ohje.

Dienstag, 20. Mai 2014

"Straßen", Ukraine

Ist jetzt nicht so, als wäre das eine große Ausnahme. 50 km so oder schlimmer bis Osmoloda und zurück - Paul musste fahren, ich war trotzdem dem Herzinfarkt nahe. ;)

Osmoloda, Karpaten, Ukraine

14.-20.5.

Letzte Woche Mittwoch sind wir in Osmoloda am Fuß der Karpaten angekommen, haben unser Zelt am Fluss aufgeschlagen und wollten Donnerstag morgen für drei Tage in die Berge aufbrechen. Mittwoch abend fing es an zu regnen, hörte einen ganzen Tag nicht auf und der Fluss stieg fast 1.5 Meter an.
Wir haben den Donnerstag statt loszuwandern also im Auto und Zelt vertrödelt, ab und zu besucht von neugierigen und freundlichen Dorfbewohnern, bis einer sagte, dass der Fluss noch weiter steigen und bis zu unserem Lager kommen könnte. Da sind wir dann doch ins Dorf umgezogen.
Sobald klar war, dass wir eine Bleibe  suchen, wurden wir auch schon an der Straße abgeholt und kriegten ein Zimmer bei Igor und Pascha, die zwei Kühe und zwei Schweine und sonst nichts haben. Aber Zimmer mit Plumpsklo und Brunnenwasser sind bei Dauerregen immer noch Luxus, verglichen mit zelten. Wir durften in ihrer Küche auf dem Holzofen kochen und blieben zwei Nächte, bis wir dann Samstag früh zu unserer Tour aufbrechen konnten.
Am ersten Tag haben wir eine Hütte entdeckt, die so toll war, dass wir trotz erst relativ kurzem wandern für die erste Nacht da geblieben sind. Am nächsten Tag ging es dann auf vier Berge bis auf 1748 Meter, am dritten abwärts und zurück nach Osmoloda. 40 Kilometer insgesamt etwa - mit großem Gepäck war das nicht ohne.
Eine Nacht blieben wir noch bei Igor und Pascha, die sich sichtbar freute, und uns sogar bekochte. Überhaupt war es sehr toll dort zu sein. Gosia kann je nach Gesprächspartner ziemlich viel verstehen und kommunizieren und wir sind unseren Gastgebern merklich ans Herz gewachsen. Der Abschied heute morgen war sehr herzlich.

Jetzt sind wir in Ivano-Frankivsk, trinken Kaffee, benutzen wlan und sortieren uns. Wäsche waschen wäre mal nicht schlecht, aber es scheint sowas wie Waschsalons nicht zu geben.
Wir werden noch ein paar Tage durch die Gegend cruisen und dann Richtung Moldawien fahren.

L'viv, Ukraine

11.-13.5.

L'viv war wunderschön, ich bin sehr angetan. Wir haben zwei Nächte gecouchsurft und sind tags hauptsächlich durch die Straßen gewandelt. Das Wetter war nicht so berauschend, aber was schadet es, mal ein paar Stunden in einem Café zu sitzen, wlan zu benutzen und Postkarten zu schreiben? 
Von Unruhen oder Eskalationen in anderen Teilen des Landes ist gar nichts zu spüren gewesen. Die Atmosphäre war sehr entspannt. Aber fast überall, wo eine ukrainische Flagge hängt, hängt gleich daneben auch die EU-Fahne.
Nur über Land gibt es ziemlich viele Polizeikontrollen. Die stehen aber hauptsächlich herum und sehen nicht besonders alarmiert aus; angehalten wurden wir bisher nicht. Es ist schwer zu sagen, ob das jetzt eine Ausnahmesituation ist oder einfach Alltag.

Vor L'viv haben wir eine Nacht in einem kleinen Dorf mitten auf dem Dorfanger gezeltet. Das war ziemlich cool. Sprachlich kann Gosia manchmal noch ganz gut kommunizieren; einige ältere Leute verstehen oder sprechen auch polnisch. So haben wir Ivan kennengelernt, der von der Arbeit kam und an uns vorbei spazierte, uns erst sein Brot und viele Süßigkeiten schenkte und dann zum Wodka trinken überredete. Mindestens 20 mal hat er uns zum übernachten in sein Haus eingeladen. Wir sind auf dem Anger geblieben; morgens wurden die Pferde des Dorfes freigelassen und grasten um unser Lager.

TEXHIKCAXEH

Kyrillisch buchstabieren geht schon ganz gut. Von lesen kann man aber nicht sprechen. Ich komme mir vor wie ein Grundschüler ;) aber es macht Spaß - solange man sich nicht schnell orientieren muss.

Am letzten Tag in Polen haben wir auch endlich den Gaskocher in Gang bekommen. Bisher hatten wir mit dem kleinen Spirituskocher gekocht und das ist ein bisschen mühsam. Aber unser Zwei-Platten-Gaskocher hatte keinen Schlauch dabei und es stellte sich heraus, dass die benötigte Schraube, um einen anzuschließen, linksdrehend sein muss und das war nicht aufzutreiben.
Mit zwei unterschiedlich dicken Gartenschlauchstücken, drei Schellen und einer Handvoll geklauter Schraubdingsen aus dem Baumarkt (sorry - wir waren kurz vor der Grenze und hatten nur noch 5 Zloty...) hat Paul dann aber eine Verbindung gebastelt und nun geht es ;)

Gut 2000 Kilometer sind wir bisher gefahren und leider hat das Auto schon erste Wehwehchen. Kopfsteinpflaster und Schlaglochpisten scheinen einiges von dem Rost abzurütteln, der alles zusammenhält, und nun geht das Geklapper los.
Sowieso lausche ich wie ein Fuchs auf jedes neue Geräusch. Es ist nicht immer so leicht zu unterscheiden, ob es nun wirklich das Auto ist, oder die Gaskartuschen unter dem Reserverad, das dreckige Geschirr im Fußraum; oder doch ein anderes Auto neben uns, oder gar irgendwelcher Lärm, der in der Musik hinterlegt ist.
In Lviv klapperte das Auto eindeutig neu und sehr laut. Wir dachten, es sei vielleicht der Grillrost, den wir unter der Motorhaube angebunden mit uns führen und der sich gelöst haben könnte. Aber der sitzt bombig (und klingt wie ein Klavier beim Haube zuschmeißen). Stattdessen haben sich ein paar Muttern verabschiedet, die ein Bodenblech halten, und das vibrierte nun vor sich hin. Wir haben das Problem gelöst, indem wir mit zwei Reifen auf einen hohen Bürgersteig gefahren sind; Paul ist druntergekrochen und hats mit Rödeldraht repariert. We love Rödeldraht!

Einen Tag später haben wir nun ein Problem, das weniger leicht zu lösen ist. Einer der drei Metallstreifen, die unseren Tank festhalten, ist komplett durchgerostet und die Enden schleifen ab und zu auf dem Boden. Unterbodenschleifgeräusche sind ziemlich schrecklich ;) 
Das werden wir in einer Werkstatt machen lassen. Nicht, dass wir am Ende ohne Tank dastehen.

Als wir am Straßenrand an einer Rampe vorbeigefahren sind (auf der Einheimische offenbar gerne in freier Natur ihren Ölwechsel durchführen), haben wir die Gelegenheit genutzt und mal drunter geguckt. Ansonsten scheint demnächst nichts weiter abzufallen.

...und in dem Buchladen, in dem wir unsere Wanderkarten für die Karpaten gekauft haben, hab ich ein billiges Phrasen- und Wörterbuch gefunden, das uns stets die wichtigste Kommunikation ermöglichen wird. ;)

Mittwoch, 14. Mai 2014

Karpaten

Wir sind jetzt mal ein paar Tage in den Karpaten unterwegs - ohne Internet und wahrscheinlich auch ohne Handyempfang.

Samstag, 10. Mai 2014

Biescsady, Polen

Der Nationalpark Biesczcady liegt im südöstlichsten Zipfel, an der Grenze zur Ukraine und zur Slowakei, und ist der am wenigsten besiedelte Teil von Polen. Hier darf nur wohnen, wer auch für den Nationalpark arbeitet; wer das getan hat und in Rente geht, muss wegziehen.
Das haben uns die Leute erzählt, bei denen wir uns privat einquartiert haben; so privat, dass wir auch ihre Küche mitbenutzen.
Der nächste Geldautomat ist ca 50 km entfernt und so mussten wir unsere letzten 20 Zloty ziemlich zusammenhalten. 

Die Berge sind hier sanft und weniger hoch als in der Tatra; den höchsten Gipfel, den Tarnica mit 1346 Metern, haben wir am Freitag beklettert.

Es gibt Luchse und Bären und Paul, der sich off track allein durch den Wald geschlagen hat, um mehr Abenteuer zu haben, wurde belohnt und hat dabei sogar einen Wolf gesehen.

Jetzt sind wir grad in Sanok, um das Museum des Malers Beksinski zu besuchen; und von hier starten wir nachher in die Ukraine.

Levoça, Bardejov - Slowakei

5./6.5.

Wenn man von Zakopane nach Biesczcady fährt, macht es fast keinen Unterschied, ob man in Polen bleibt oder durch die Slowakei fährt. Also sind wir ohne bestimmtes Ziel durch die Slowakei gegondelt und siehe da, auf dem Weg lagen doch ein paar schöne Dinge. Und bestes Frühsommerwetter hatten wir auch. Zeit fürs wildcampen, wobei es nachts noch ganz schön kalt sein kann.

Unser Weg hat uns unter anderem an der Burgruine Spišske Hrad vorbeigeführt (innerhalb der Burgmauern leben sehr süße Mini-Murmeltiere, die Spermophils heißen), an Levorça, der Weltkulturerbestadt Bardejov, einem Freilichtmuseum, und einem Andy-Warhol-Museum, denn dessen Eltern stammen von hier. Wer hätte das gedacht!? Es hatte allerdings leider schon geschlossen.

Nun sind wir schon wieder in Polen, dienstagabend, ich liege im Auto unter einem Baum, auf dem eine Eule wohnt (100 Meter durchs Gebüsch gefahren), Gosia und Paul sitzen noch am Lagerfeuer, und beim nächsten wlan das wir erreichen schicke ich das hier ab.

Sonntag, 4. Mai 2014

Zakopane die letzte

Die letzten fünf Tage haben wir uns gut verausgabt mit wandern, wandern und wandern. Eventuell schaffen wir es noch mit einem Bindfaden und einer Lineal-App, die gelaufenen Kilometer auszurechnen. Es waren auf jeden Fall ganz schön viele, und auch ganz schön viele Höhenmeter. Aber wir sind relativ fit, meine Schuhe und meine Regenjacke sind super, und es war schonmal ein toller Einstieg in die Reise.
Es ist wunderschön hier; leider war es aber auch extrem überlaufen. Zakopane ist quasi DAS Wintersport- und Wanderressort Polens. Naja, es wird schon noch einsamer werden.

Gosias Eltern und Tante waren die letzten drei Tage auch hier. Morgen frühstücken wir noch zusammen und dann geht es für zwei, drei lockere Tage in die Slowakei, bevor wir nochmal nach Polen kommen und im Nationalpark Bieszczady ganz im Südosten nochmal - richtig! - wandern.

Nach den jüngsten Ereignissen in der Ukraine verabschieden wir uns nun auch schweren Herzens von der Idee, in Odessa die Fähre nach Georgien zu nehmen, und denken über Alternativen nach. Nach Lviv und in die ukrainischen Karpaten wollen wir aber nach wie vor.

Und hier noch ein paar Fotos der letzten drei Tage - 2.-4.5.

Samstag, 3. Mai 2014

Zakopane

Wenn man mehr als ein Bild und dazu Text posten will, wird es kompliziert auf dem Telefon. Daher gibt's Häppchen.

1.5. Grześ und Rakoń

Zakopane

30.4. Wielki Staw Polski